Braunschweig. Guy Weizman inszeniert mit Choreographin Roni Haver und dem Braunschweiger Tanzensemble Bartóks Oper „Blaubarts Burg“ am Staatstheater.

Tanz macht Oper, dritte Runde. Nach der spektakulären Beteiligung des Braunschweiger Tanzensembles am Wagner-„Ring“ und Orffs „Carmina Burana“ steht nun erneut eine Zusammenarbeit mit der Opernsparte des Staatstheaters ins Haus: Guy Weizman inszeniert, Roni Haver choreographiert „Herzog Blaubarts Burg“ von Bela Bartók. Premiere am 4. Mai im Großen Haus.

„In Bartóks Stück wird die Burg wie ein Organismus beschrieben, der stöhnt, schreit, blutet. Und das ist in der Musik auch zu hören. Ich sehe die Burg daher wie den Körper Blaubarts an, sie ist seine Haut, seine Festung, daher unser Doppeltitel für den Abend: Körperfestung/Herzog Blaubarts Burg“, erklärt Guy Weizman im Gespräch. Diesen Körper werden die Tänzerinnen und Tänzer des Ensembles gemeinsam bilden, ein atmendes, reagierendes, aktives Wesen.

Judith geht Blaubarts Geheimnis wie Detektivin auf den Grund

Ist dies schon mal eine starke Setzung, so wird auch seine Interpretation der singenden Hauptfiguren den oft gewählten Weg verkehren: Judith ist nicht die liebende Frau, die Blaubart in die Falle geht. „Ich sehe sie als klar denkende Person, die dem Geheimnis Blaubarts, den Gerüchten um seine verschwundenen Bräute, auf den Grund gehen will wie eine Detektivin“, so Weizman. Sie wolle, wo noch möglich, ihre Schwestern befreien. Und sie sei stark genug, dass sie klarmacht, sie werde nicht das nächste Opfer sein. „Judith wird nicht sterben, sondern er.“ So steht es auch in der Märchenvorlage Charles Perraults, wo Judiths Brüder den Blaubart töten und sie überlebt und erbt.

Für Weizman ist die Geschichte so aber nicht zu Ende. Zu Musik von John Adams und Benjamin Britten wird es noch einen Epilog geben. „Töten ist nie eine gute Lösung, und so sehen wir Judith 30 Jahre später, die nicht glücklich geworden ist, sondern sich eine eigene Körperfestung gebaut hat, um zu existieren.“

Töten ist nie eine Lösung

Im Übrigen sei ihm an einer genderfluiden Auffassung der Rollen gelegen. Zwar wird fast jeden dritten Tag in Deutschland eine Frau von einem Mann umgebracht, „aber es unterdrücken auch Frauen Männer oder Männer andere Männer und Frauen andere Frauen“, so Weizman, jeder könne Täter sein.

Als Blaubart ist Michael Mrosek dabei, der u.a. als Scarpia, Alberich und Jochanaan in Braunschweig zu sehen war. Als Judith kommt als Gast Charlotte Hellekant, eine schwedische Mezzosopranistin, die u.a an der Met und den Opernhäusern von Paris, Brüssel und Berlin aufgetreten ist. Weizman ist ganz begeistert von ihrer Gestaltungskraft, schließlich fordere er die Singenden auch in der Bewegungssprache. „Es darf nie zu realistisch wirken, kein Method Acting, sonst wird’s im Tanz Pantomime“, betont er. Während Roni Haver vor allem mit den Tanzenden an der Choreographie gearbeitet hat, habe er sich inzwischen mehr aufs Regieführen verlegt und widme sich der Dramaturgie und der Koordination des Tanzes mit Sänger und Sängerin.

Zusammen leiten Weizman und Haver in den Niederlanden die Tanztheater-Compagnie Club Guy & Roni. Mit einer Osnabrücker Koproduktion, einer eigenen „Giselle“-Version, waren sie auch schon mal in Braunschweig zu Gast.

Premiere am 4. Mai, 19.30 Uhr, im Großen Haus. Weitere Vorstellungen am 11., 18., 23., 26., 29., 31. Mai.
Karten: (0531) 1234567 und www.konzertkasse.de