Braunschweig. Auf seiner spektakulären Arena-Tour macht der Sänger Station in der Volkswagen-Halle. Die Show nimmt gleich mehrere unerwartete Wendungen.

Wer dieser Tage in den sozialen Netzwerken unterwegs ist, um zur aktuellen Bühnenshow von Mark Forster zu recherchieren, dem begegnet ziemlich häufig ein doch ungewöhnliches Wort: Es lautet Fiebertraum und ist ein Begriff, der eigentlich Wahnvorstellungen und gestörte Sinneswahrnehmungen während eines fiebrigen Gesundheitszustandes beschreibt. Doch seit Kurzem nutzen es auch viele Forster-Fans, um sein aktuelles Live-Projekt zu charakterisieren, das zum Tanz in den Mai in der Volkswagen-Halle Station machte.

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Wie bizarr und lebhaft ist also die derzeitige Show des 41-Jährigen? Zunächst einmal ist sie vor allem ungewöhnlich. Eine augenzwinkernde Hommage ans Fernsehen gab es auf Konzertbühnen noch nicht so häufig. Punkt 20 Uhr flatterten für eine Viertelstunde über die beiden Bildschirme links und rechts der Bühne, die noch mit einem schwarzen Vorhang verdeckt ist, jahrzehntealte Werbespot-Klassiker und Filmtrailer, die Forster teilweise überspricht und zum Besuch seines Fanartikel-Stands aufruft. Dann fiel der Vorhang, und es übernahm zunächst Newcomerin Soffie.

Immer wieder zockten Crewmitglieder während des Konzerts gut sichtbar „Fifa“

Die vielen Tausend Zuschauer in der fast ausverkauften Halle konnten sich in der Zeit auch mit dem recht ungewöhnlichen Bühnenaufbau vertraut machen, der einem TV-Studio doch sehr ähnelte: Links die Showtreppe, oben Bandplatz und Forsters Moderationsort, unten eine kleine LED-Leinwand und eine Art abgetrennter Backstage-Bereich, in dem einige Crewmitglieder gelegentlich das Konsolenspiel „Fifa“ zockten. Dazu natürlich mehrere Kameraleute, deren Aufnahmen praktischerweise direkt auf den Bildschirmen landeten.

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Dann die Stimme aus dem Off: „Wir wollen gerne einen kleinen, einen mittelstarken und einen großen Applaus aufzeichnen“. Gesagt, getan. Und dann waren alle bereit: Die Show konnte starten. Endlich. Mark Forster betrat die Bühne – und kündigte sich selbst an. Sein Double trat auf die Showtreppe, sang „194 Länder“. Doch dem echten Mark missfiel der Vortrag, sodass er kurzerhand selbst übernahm.

Plötzlich ist der Strom weg – Mark Forsters Spiel mit dem Feuer

Zum Glück nahm die Show anschließend doch mehr und mehr Konzertcharakter an. Weniger Unterbrechungen, mehr komplette Songs. 22 von ihnen verpackte die Crew in die gut 90-minütige Produktion. „Kogong“, „Au revoir“, „Wir sind groß“ und Co – sämtliche Radiohits Forsters standen auf der Setlist. Für Überraschungsmomente sorgten ein gefakter Stromausfall, im letzten Drittel gab es also doch noch einmal einen längeren Rückgriff aufs TV-Thema, und Forsters Flammenwerfer-Intermezzo, der in bester Lindemann-Manier sekundenlang mit dem Feuer spielte. Der 41-Jährige sprach von 14 Lkw, die mit der für Forster-Verhältnisse eigentlich ungewohnt gigantischen Produktion unterwegs waren. „Vor zehn Jahren fuhren wir noch in einem Sprinter durch die Gegend“, erwähnte er mit Dank ans Publikum, zu dem in Braunschweig viele Kinder gehörten, die sich mit ihren Eltern auf in die Halle gemacht hatten.

Auch seine beiden Zusammenarbeiten mit den Rappern Skrt Cobain und Ski Aggu („Schwarzer Toyota“) sowie Kontra K („Wenn du mich vergisst“) erhielten ihren Platz in der Show, an der die Macher anderthalb Jahre gefeilt hatten. Zum Abschluss noch einmal Feuerwerk und Party mit „Chöre“, dann legte der völlig durchgeschwitzte Zeremonienmeister, der häufig nur dastand und grinsend die Energie des Publikums auf sich wirken ließ, einen Bademantel um und verließ die Bühne. Ausgerechnet TV-Ass Joko Winterscheidt redete ihm dann in einem Einspieler gut zu, sodass „Bauch und Kopf“ diesem besonderen, aber nicht wahnsinnigen Konzert den Schlusspunkt gab.