Braunschweig. Die Trainer von Eintracht Braunschweig und dem Hamburger SV haben lange zusammengearbeitet. Aber für wen ist das jetzt ein Vorteil?

Wer viel Zeit miteinander verbringt, täglich stundenlang zusammenarbeitet, baut ja automatisch eine Beziehung zueinander auf. Das ist in jedem Bürojob so – aber freilich auch auf dem Fußballplatz. Ob diese Beziehung nun positiv oder negativ gefärbt ist, hängt freilich von ihren Beteiligten ab. Bei Betrachtung des Fallbeispiels von Daniel Scherning und Steffen Baumgart ist ganz sicher Ersteres der Fall. Viereinhalb Jahre haben der aktuelle Coach von Eintracht Braunschweig und der Übungsleiter des Hamburger SV zusammengearbeitet. Am Samstag (13 Uhr) stehen sie sich im Eintracht-Stadion erstmals als Kontrahenten gegenüber.

Die gemeinsame Anfangszeit in Paderborn beschreibt Scherning heute als eine Art „Kickstart in eine interessante und coole Phase“. Diese Phase führte den SCP bis in die Bundesliga. Baumgart war damals der Chef, Scherning der Assistent. Dass auch dessen Weg zum Cheftrainer vorgezeichnet war, war dem heutigen HSV-Coach aber stets klar. „Er war ein sehr wichtiger Partner für mich in den vier Jahren, sonst hätten wir auch diesen Erfolg nicht gehabt“, erklärt Baumgart.

Eintracht-Trainer Daniel Scherning weiß, wie Steffen Baumgart tickt

Nun ist es ja beinahe schon Usus im Profi-Fußball, dass ein Team aus Cheftrainer und Assistent gemeinsam durch die Karriere wandelt. Die Coaches bekommen einen neuen Job – und nehmen die Co-Trainer mit. Die beiden hätten sich „gut ergänzt“, verrät Eintrachts Coach. Als das Kapitel in Paderborn endete, fassten Scherning und Baumgart aber trotzdem einen Entschluss. „Wir haben damals nach viereinhalb Jahren beide die Entscheidung getroffen, jeder seinen eigenen Weg zu gehen“, sagt Scherning. Er selbst trat in Osnabrück an die Spitze des Trainertstabs, Baumgart ging nach Köln in die Bundesliga.

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Die beiden Fußballlehrer wissen dennoch gut, wie der jeweils andere tickt – und welche fußballerischen Vorlieben er hat. Doch für wen ist das jetzt ein größerer Vorteil? „Natürlich weiß ich, wie Steffen denkt. Ich weiß, wie er von seinen Prinzipien her spielen lassen will, weil wir das über viereinhalb Jahre hinweg in Paderborn entwickelt oder – man kann fast schon sagen – geboren haben“, erläutert Scherning. Allerdings habe sein ehemaliger Vorgesetzter auch ein paar Details an seinem fußballerischen Ansatz verändert.

Der Hamburger SV rennt seinen Ambitionen hinterher

Im Ballbesitz etwa habe sich die Herangehensweise entwickelt. Zumindest phasenweise. Die 3-2-2-3-Formation nennt Scherning beispielhaft. Die Ergebnisse decken sich allerdings noch nicht mit den hohen Ambitionen der Hamburger. Drei Siege, zwei Unentschieden und drei Pleiten stehen in der Statistik, seit Baumgart übernommen hat. Der Relegationsplatz zur Bundesliga ist schon sechs Punkte entfernt. Der direkte Aufstieg ist mit elf Zählern Rückstand auf Rang 2 vier Spieltage vor dem Saisonende sogar nur noch theoretisch möglich.

Scherning aber lässt sich von dieser Bilanz nicht täuschen. „Aus der Ferne betrachtet, ist das doch sehr negativ, was es an Berichterstattung gibt – auch in Steffens Richtung, was ich überhaupt nicht nachvollziehen kann. Denn eins ist auch klar: Er ist kein Hexer, sondern Fußballtrainer. Und Fußballtrainer benötigen Zeit, gerade wenn sie innerhalb einer Saison zu einem Verein dazustoßen“, sagt er. Der Ostwestfale erwarte einen HSV „der anders spielen wird, als er im Moment betrachtet wird“.

Auch Eintracht Braunschweig hat sein Ziel noch nicht erreicht

Dass die beiden sich so schnell in derselben Spielklasse im direkten Duell wiedersehen würden, „war damals vielleicht nicht unbedingt zu erwarten“, sagt Scherning rückblickend auf gemeinsame Paderborner Tage. Vor der Partie aber herrscht freilich Funkstille. Kontakt über Whatsapp oder mal ein kurzes Telefonat? Nicht vor dem Aufeinandertreffen.

Ansonsten sind die Drähte zwischen den beiden Trainern schon noch intakt. Zu bestimmten Anlässen tauschen sie sich aus. Nicht aber, um sich regelmäßig über Fußballspiele auszutauschen. „Das ist auch gar nicht notwendig“, sagt Scherning, „jeder fährt sein eigenes Rennen.“ Am Samstag in Braunschweig kommt es nun zum ersten direkten Duell zwischen Scherning und Baumgart. Für beide Mannschaften geht es um viel. Beide haben ihr Ziel noch nicht erreicht. Und die Trainer eben auch nicht. Um dem einen Schritt näherzukommen, braucht‘s Punkte. Unabhängig vom Ausgang: Das Verhältnis zwischen Daniel Scherning und Steffen Baumgart wird darunter sicher nicht leiden – auch wenn die Freundschaft mal für 90 Minuten ruht.

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