Braunschweig. Toiletten demoliert, Sitze entfernt, Laufbahn angekokelt: Die Schadenssumme könnte sich noch erhöhen. Haupttatort: der Gästeblock.

Nach dem von schweren Pyro- und Böllerexzessen überschatteten Derby-Rückspiel in Braunschweig hat die Stadt als Betreiberin erste Zahlen zur entstandenen Schadenssumme im Stadion veröffentlicht. Unserer Zeitung teilte eine Sprecherin der zuständigen Stadthallen Braunschweig Betriebsgesellschaft mit, nach einer ersten Bestandsaufnahme sei mit Reparaturzahlungen in Höhe von mindestens 40.000 Euro zu rechnen.

Fangnetz, Tartanbahn, Sitzschalen: Das alles ging beim Derby in Braunschweig kaputt

So waren in den Gästeblocks, in den Blöcken 18 und 19, schon vor Anpfiff diverse Sitzschalen aus ihrer Verankerung gelöst worden. Nach Spielschluss sollen 96-Anhänger versucht haben, Sitze anzuzünden. Insgesamt seien laut Betreibergesellschaft fast 160 Sitze im Gästebereich komplett zerstört worden. Auch flogen Absperrgitter über den Zaun. Das für das Spiel gespannte Fangnetz wurde beschädigt, zudem wies die Laufbahn im Anschluss an die Partie Brandstellen auf.

Weiterer Schadensschwerpunkt waren die WC-Anlagen, in dem Fall die Herren-Toiletten im Nordbereich des Stadions. Dort mussten beschädigte Trennwände, Heizkörper, Armaturen und WC-Sitze repariert beziehungsweise erneuert werden.

Nach Derby: Feuerwehr musste zum Gästeblock ausrücken

Nach Abtransport der Gästefans musste zudem ein Zug der Feuerwehr Braunschweig anrücken. Zuvor war Feueralarm ausgelöst worden. Damals hieß es von Einsatzkräften gegenüber unserer Zeitung: Man sei hier, um zu sehen, ob es noch was zu löschen gebe.

Laut Betreibergesellschaft wurden sämtliche Reparaturen am und im Stadion schon vor dem Heimspiel gegen den Hamburger SV, also zwei Wochen nach dem Derby, ausgeführt. Es sei daher zu keinerlei Einschränkungen für die Gästefans aus der Hansestadt gekommen. Jedoch könnte sich die Derby-Schadensbilanz auch noch weiter erhöhen, denn „ein endgültiger und vollumfassender Rechnungseingang“ liege noch nicht vor.

Nach einer ersten Bestandsaufnahme lässt sich der Schaden bisher auf rund 40.000 EUR beziffern.
Sprecherin Stadthalle Braunschweig Betriebsgesellschaft mbH

Schon beim Hinspiel in Hannover war es zu einem enormen Grad an Beschädigungen im Stadioninnenraum gekommen. Die Summe beläuft sich nach Angaben der Polizei auf mindestens 125.000 Euro, wobei dafür zu einem Großteil die Braunschweiger Szene verantwortlich gemacht worden war.

Große Zerstörungswut auch beim Derby in Hannover: Mindestens 125.000 Euro Schaden

Insgesamt sind mittlerweile von der Polizeidirektion Hannover 251 Strafverfahren gegen 117 Tatverdächtige eingeleitet worden, unter anderem wegen einfachem und schwerem Landfriedensbruch, Körperverletzung, tätlichen Angriffen auf Polizeikräfte, aber auch Sachbeschädigung.

Eine derartige Bilanz für das Rückspiel in Braunschweig steht noch aus. Auch das Spiel Mitte April war von massivem Pyro-Einsatz beider Fan-Lager überschattet worden. Dabei waren auch mehrere unbeteiligte Zuschauer durch Raketenbeschuss verletzt worden. Mindestens ein Ordner erlitt ein Knalltrauma nach mehreren Böllerwürfen.

Innenministerin Daniela Behrens hatte in der Konsequenz aus beiden Derbys der laufenden Saison angekündigt, die nächsten beiden Partien der Erzrivalen unter Ausschluss von Gästefans bestreiten zu wollen. Sie warnte eindringlich Eintracht und 96 davor, sich ihrer Zielsetzung zu versperren.