Wolfsburg. Jonas Wind steht vor seinem ersten Bundesliga-Spiel für den VfL bei Bayern München. Warum die Premiere auch ein Abschied sein könnte.

Seit gut zweieinhalb Jahren spielt Jonas Wind für den VfL Wolfsburg in der Fußball-Bundesliga. In dieser Zeit hat sich der dänische Mittelstürmer auch in Deutschland einen Namen gemacht, viel erlebt und vor allem in dieser Saison ordentlich getroffen. Doch eine Erfahrung hat der 25-Jährige noch nicht gesammelt: Wie es ist, beim großen FC Bayern München zu spielen.

„Letzte Saison habe ich nicht in München gespielt, für mich ist es das erste Mal“, sagt Wind vor dem Auswärtsspiel der Wolfsburger am Sonntag (17.30 Uhr) bei den Bayern. Er hatte die Aufgabe in München in der vergangenen Saison wegen einer Oberschenkelverletzung verpasst. In der Spielzeit zuvor war der Däne erst in der Winterpause vom FC Kopenhagen nach Wolfsburg gewechselt, der VfL hatte sein Auswärtsspiel bei den Bayern aber da bereits in der Hinrunde absolviert.

Wind will auch beim FC Bayern treffen

Deshalb kommt Wind nun zum ersten Mal in den Genuss, bei der deutschen Übermannschaft der vergangenen Jahre anzutreten. Sich mit dem Rekordmeister in dessen Stadion zu messen, ist für jeden Fußball-Profi etwas Besonderes und gleichzeitig eine große Herausforderung. Das weiß Wind auch ohne, dass er bisher je in München gespielt hat. „Wir freuen uns auf dieses Spiel, aber wir wissen, dass es da sehr schwer ist“, meint er, schiebt jedoch hinterher: „Aber wir werden versuchen, zu gewinnen.“

Bisher ist dem VfL das in seiner Bundesliga-Geschichte noch nie gelungen. 26-mal traten die Grün-Weißen in der bayerischen Landeshauptstadt zu einem Liga-Spiel an. Dabei setzte es 24 Niederlagen. Nur zweimal, 2001 und 2017, spielten die Wölfe unentschieden. Es ist eine Horror-Bilanz. Aber vielleicht kann sie gerade diesmal, wo die Bayern schwächeln und nach elf Titeln in Folge Bayer Leverkusen die Meisterschale überlassen müssen, aufgehübscht werden.

Unter Hasenhüttl trifft der VfL-Stürmer wieder

Dazu spielt der VfL zwar insgesamt eine eher enttäuschende Saison, doch seit dem Trainerwechsel von Niko Kovac zu Ralph Hasenhüttl haben sich die Wolfsburger etwas stabilisiert. Vier von sechs Spielen unter dem neuen Coach wurden siegreich bestritten, und das 3:0 am vergangenen Samstag gegen den SV Darmstadt war für den VfL das erste Liga-Spiel der Saison, das mit mehr als zwei Toren Differenz gewonnen wurde.

„Drei Siege in Folge sind gut. Wir haben nun ein bisschen mehr Ruhe“, sagt Wind zur deutlich veränderten Stimmungslage im Klub, der noch vor zwei Wochen tief im Abstiegskampf steckte. Dass sich der Wind (Entschuldigung für das Wortspiel) gedreht hat, liegt auch am Stürmer selbst. Am Anfang der Saison traf er fast wie er wollte, verschaffte dem VfL so einen guten Start in die Spielzeit. Mit seiner Torflaute rutschte jedoch auch der Klub immer weiter in der Tabelle ab. Doch beim wichtigen 1:0 vor zwei Wochen gegen den VfL Bochum erzielte Wind den Siegtreffer und am Samstag legte er nach Patrick Wimmers Führungstreffer das 2:0 nach.

Erfolgreicher Doppelpass mit Majer gegen Darmstadt

„Mein Pass für Lovro war ein bisschen zu lang, aber Lovro hat es gut gemacht“, beschreibt Wind die Szene, in der er mit Lovro Majer einen letztlich erfolgreichen Doppelpass spielte. „Dann war es nicht einfach, weil zwei oder drei Darmstadt-Spieler vor mir standen. Ich bin glücklich über das Tor“, freute sich der Angreifer über seinen Treffer am Samstag. Es war sein elfter in dieser Saison. „Elf Tore sind gut, aber ich bin nicht zufrieden. Wir haben noch zwei Spiele, und ich werde versuchen, in jedem zu treffen“ verspricht er.

Eine klare Wind-Ansage vor seiner München-Premiere. Sein erstes Bundesliga-Spiel bei den Bayern könnte aber gleichzeitig auch sein letztes sein. Der Stürmer wird als ein heißer Wechsel-Kandidat für diesen Sommer gehandelt. Bis Ende Juni 2026 gilt sein Vertrag mit dem VfL noch. Doch der Däne hat sich in seinen guten Phasen in dieser Saison interessant gemacht, vor allem Klubs aus England sollen sich mit ihm beschäftigen.

Erst die EM mit Dänemark, dann vielleicht Wechsel nach England?

Davon möchte Wind im Moment aber nichts wissen. „Ich mache mir nicht so viele Gedanken über die nächste Saison. Wir haben noch zwei Spiele in der Bundesliga, dann kommt hoffentlich die EM mit Dänemark“, sagt er. Bei der Europameisterschaft in Deutschland will der VfL-Stürmer mit seinem Heimatland groß auftrumpfen. Ein gutes Turnier könnte den Angreifer auf dem Transfermarkt allerdings noch attraktiver für Klubs auf Stürmersuche machen.

Einen Wechsel im Sommer will Wind nicht ausschließen, sagt dazu: „Ich bin sehr froh in Wolfsburg, ich habe hier ein gutes Leben und bin zufrieden. Wir sehen im Sommer, was passiert.“ Klingt so, als müsste sich der VfL durchaus mit dem Gedanken anfreunden, dass sein bester Stürmer nach dieser Saison eine neue Herausforderung sucht. Ausgemacht ist das zwar noch nicht, aber Winds erstes Bundesliga-Spiel am Sonntag in München könnte auch erst einmal sein letztes gewesen sein.