Osterode. Im Interview spricht Arnd Zeigler über Fans, Schmerzen und Freude an der Arbeit. Am Donnerstag präsentiert er sein Liveprogramm in Osterode.

Mit „Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs“ wurde er zum Kult. Arnd Zeigler ist das Hirn und das Herz der Fußballberichterstattung. Am 9. Mai kommt er nach Osterode und macht Fußball zum Liverlebnis. Im Interview mit Thomas Kügler spricht er über Fans, Schmerzen und Freude.

Herr Zeigler, fangen wir mit einem aktuellen Thema an. Wie sehr hat Sie der Rücktritt von Reinhard Grindel überrascht?

Der DFB hat in den letzten Jahren kein gutes Bild abgegeben mit seinen Präsidenten. Von daher hat es mich nicht überrascht. Dass er zurückgetreten ist, empfinde ich als notwendig und konsequent.

War das Tempo nicht überraschend hoch?

Ich sehe das zweigeteilt. Auf der einen Seite hatte Grindel keine glückliche Amtszeit, auf der anderen Seite habe ich Respekt vor Leuten, die nicht an ihrem Stuhl kleben und die Affäre sechs Wochen in die Länge ziehen.

Sind 78.000 Euro angesichts der Summen, die Fußball bezahlt werden, nicht eher Peanuts?

Es ging nicht so sehr um die Höhe, sondern um die Richtlinien zur Compliance und um die Glaubwürdigkeit. Nach der Affäre um die WM 2006 war der DFB sehr um das Thema Sauberkeit bemüht. Dabei hatte Grindel die Rolle des Aufklärers. Somit hatte er nun keine Argumenten, um zu sagen „Das, was ich gemacht habe, ist nicht so schlimm“.

Radio, Tour und Fernsehen. Wie halten Sie so eine Mehrfachbelastung aus?

Mein großes Glück ist, dass nichts dazwischen ist, was anstrengend ist, sondern dass mir alles Spaß macht. Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht und muss mich nicht permanent krumm machen, um meinen Job auszuüben. Das empfinde ich als großes Glück

Was erwartet die Besucher an einem Abend mit Arnd Zeigler?

Es ist die Bühnenversion meiner Fernseh-Show. Es geht nicht so sehr um den aktuellen Spieltag, sondern darum, was die Faszination des Fußballs über einen langen Zeitraum ausmacht. Das passiert im Rahmen einer großen, ausgedehnten und bunten Fußballsitzung. Es ist mein Bestreben, dass jeder den Saal verlässt und weiß, dass wir einen tollen Abend hatten. Im Laufe der zweieinhalb Stunden haben wir viel zu lachen.

Es gibt auch Interaktion zwischen dem Publikum und mir. Im Rahmen der Eigendynamik kann jeder was beitragen und jeder wird auch mal hochgenommen. Wir lachen gemeinsam. Es ist einfach eine Liebeserklärung an den Fußball.

Dagegen steht die Aufforderung „Dahin gehen wo es weh tut“. Warum wird Fußball in Deutschland immer mit Schmerzen verbunden?

Das ist auch ein zentraler Punkt meines Programm. Man macht das ganze oft, obwohl es weh tut. Wenn man zum Beispiel Fan von Hannover 96 ist, geht man trotz aller Leiden immer wieder hin und wird sich auch im nächsten Jahr wieder eine Dauerkarte kaufen. Auch der Fan von Schalke oder des HSV macht gerade neue Erfahrungen. Auch wenn man von den Fans anderer Vereine hochgenommen wird oder montags die Zeitung nur ungern aufschlägt, bleibt man doch dabei. Der Fußball gibt so ungeheuer viel zurück, egal, ob der eigenen Verein gerade so abschmiert.

Herr Zeigler, im letzten Jahr kamen 50.000 Fans zu ihren Vorstellungen. Warum haben Sie das nicht im Stadion gemacht?

Das wäre logistisch nicht möglich gewesen. Die Besucher wären bestimmt nicht aus ganz Deutschland in ein Stadion gekommen. Aber die Zuschauerzahl war überraschend hoch. Von Tag eins an hat es Spaß gemacht und schon nach 30 Sekunden wusste ich, dass es ein Erfolg ist.

Was nehmen Sie aus einen Abend mit?

Es ist ein großer Gewinn für mein Berufsleben. Wenn wir nach der Show bei einem Bier zusammenstehen und plaudern, ist das ein Ausgleich für mein sonstiges Tun. Das weiß ich zu schätzen.

Habe ich das richtig verstanden? Hinterher gibt es noch ein Bier mit den Fans?

Ich zwinge das niemanden auf, aber hinterher bin ich da und trinke eins.

Wer kommt in ihre Shows?

Das ist sehr unterschiedlich und hängt davon ab, wo ich auftrete. Ich bevorzuge eine Durchmischung von Kurvenpublikum und anderen. Es muss schon ein wenig Stadionatmosphäre sein. Ich habe auch nichts dagegen, wenn die Leute ihre Getränke mit in die Vorstellung nehmen. Die sollen entspannt sein.

Hannover 96 haben Sie schon erwähnt. Ist der Aufstand gegen Martin Kind der Versuch, den Fußball zurück zu den Wurzeln zu bringen?

Das ist ein sehr komplexes Thema. Es ist ja niemanden damit gedient, wenn Vereinen komplett die wirtschaftliche Basis fehlt. Ich möchte nicht wissen, wo Hannover 96 ohne Martin Kind stünde oder der HSV ohne Kühnel. Es ist immer ein Spagat. Man muss immer gucken, wie Fußball auf Profi-Ebene funktioniert. Welche Phänomene mag man und welche nicht.

Klar ist aber, dass sich das Rad nur schwer zurückdrehen lässt. Normalerweise mag man RB Leipzig nicht. Aber meine Freunde in Leipzig sind froh, dass es diesen Verein gibt, denn ohne ihn gäbe es keinen Erstliga-Fußball in der Stadt. Fußball funktioniert nicht mehr ohne die Kinds, Kühnels und Red Bulls, das muss man einfach einsehen.

Herr Zeigler, vielen Dank für das Gespräch.

Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums seiner WDR-Sendung „Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs“ brachte Moderator Arnd Zeigler sein Schaffen im Frühjahr 2018 erstmals live auf die Bühne.

Am Donnerstag, 9. Mai, ist das Multitalent der Sportmedienszene zu Gast in der Osteroder Stadthalle. Anpfiff für die Show mit dem Kuriositäten-Beauftragten des deutschen Fußballs ist um 20 Uhr.

Tickets gibt es an der Theaterkasse der Stadthalle, Telefon 05522/9168010 oder im Web-Shop unter www.stadthalle.osterode.de.

Es geht nicht so sehr um den aktuellen Spieltag, sondern darum, was die Faszination des Fußballs über einen langen Zeitraum ausmacht.
Arnd Zeigler