Hillerse. Auf diese Chance mussten die Kontrahenten Jahrzehnte warten. Einige haben sich mit regelmäßigem Training fit gehalten. Darum geht es.

Das hat Hillerse noch nicht gesehen. Ein außergewöhnliches Duell. Ein Wettbewerb der Extraklasse. Der letzte aktive Kegelclub fordert den dorfbekannten runden Tisch heraus. Team gegen Team, Mann gegen Mann, Kegelclub „Kipp um!“ gegen die alten Fußball-Herren des TSV.

Diese Woche war es soweit. Wirtin Dora hatte im Hillerser Hof alles vorbereitet. Punkt 17 Uhr traten die 15 Kontrahenten an. Gestandene Männer, die es noch mal wissen wollten. Wer schiebt die ruhigere Kugel im Kegel-Duell? Pro Spieler zwei Durchgänge mit je zehn Würfen. Die Neulinge vom runden Tisch bekommen fünf Übungswürfe. So erläuterte Ideengeber Klaus Winter die Regeln. Und dann wurde es ernst: Es wurde gemütlich.

Im fensterlosen Clubraum ist die Zeit stehengeblieben

Die Kugel rollte und die kleine Klause neben der Kegelbahn, die wirklich entlang des Hillerser Festsaals bis zur Bühne verläuft, wurde zum Jungbrunnen. Barfrau Heike brachte Weizen „und richtiges Bier“ von der Theke in den urigen fensterlosen Clubraum, wo die Zeit stehengeblieben ist.

Fußballer Rolf Schulze wirft vor dem Hillerser Duell nach mehr als 30 Jahren mal wieder eine Kegelkugel. Sie bleibt auf der Bahn.
Fußballer Rolf Schulze wirft vor dem Hillerser Duell nach mehr als 30 Jahren mal wieder eine Kegelkugel. Sie bleibt auf der Bahn. © FMN | Christian Franz

Ja, das waren noch Zeiten! Bald schwelgten die Duellanten in Nostalgie. Konkurrenz wich Verbrüderung. 14 Hillerser ließen alte Zeiten aufleben, während ein Kegler nach dem anderen an die Bahn trat. Ja, so hatte sich Klaus Winter das vorgestellt. Die Punkteliste? Das passt schon. Ebenso wie die Zeche, die jeder selbst auf seinem Bierdeckel notierte. Wenn gerade ein Stift greifbar war.

Zwei Instanzen des Dorflebens treffen aufeinander

Mit dem Kegelclub „Kipp um!“ und dem runden Tisch trafen zwei echte Instanzen des Dorflebens zusammen. Ohnehin begegnen sich die Runden Woche für Woche bei ihren Mittwochs-Terminen im Hillerser Hof, erzählte Klaus Winter. Warum also nicht mal zusammen kegeln?

Der Kegelclub mit Präsident Reinhard Heuke, mit eigenen Trikots, eigener Standarte und eigenem Lied zur Steiger-Melodie ist die letzte aktive Kegelrunde im Dorf. Gegründet 1977, balgte man sich damals noch um die begehrten Kegelbahn-Termine. Früher unternahmen die Kegler sogar Ausflüge und Fahrten. „Heute haben wir jeden Mittwoch unsere Siegerehrung“, hält die Runde Klaus Winter zufolge an der Tradition fest. Im September geht man in die 47. Saison. Die 50 ist das Ziel. Danach wird man sehen.

Der runde Tisch vereint im Kern jene TSV-Fußballer, die Mitte der 1990er Jahre als Alte Herren die Vize-Niedersachsenmeisterschaft nach Hillerse holten. „Wir haben sechs Jahre zusammengehalten wie Pech und Schwefel“, erinnern sie sich. Der Stammtisch findet bis heute am Trainings-Mittwoch der aktiven Jahre statt. Besprochen wird alles, außer Politik. Auch die Fußballer waren früher mehr unterwegs, jährlich wechselnd mit und ohne Spielerfrauen. Mal in Tirol, mal zum Vatertag auf dem niederländischen IJsselmeer.

Die Spieler stellten einst die gefallenen Kegel wieder auf

So etwas wie einen Mannschaftskapitän haben sie gar nicht, sagt Karl-Heinz Peters. Es läuft auch so. Kegeln, da hat Peters noch eigene Erinnerungen. Denn die Bahn im Saal des Hillerser Hofs war nicht immer automatisiert. „Bis in die 1970er Jahre haben wir als Jugendliche für ein paar Mark am Abend die Kegel immer wieder aufgestellt.“

Aber die Bahn lief auch damals schon am Rand des Festsaals entlang, wo sonst getanzt und gefeiert wird. Bis heute müssen zum Spielen die schweren Holzplatten hochgenommen werden, die die unbenutzte Bahn schützen.

Fußballer Rolf Schulze unternimmt nach mehr als 30 Jahren noch schnell seine ersten Kegel-Versuche. Dann eröffnet Präsident Heuke mit einem donnernden Dreifach-Ruf „Kipp-um!“ das Duell. Die Sieger später am Abend? In der Mannschaftswertung der Kegelclub und der Stammtisch. In der Einzelwertung 15 glückliche Männer, die sich jetzt noch von Wirtin Dora was Ordentliches kochen lassen.

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