Peine. Gewerkschaft klagt über „Azubi-Schwund“: nur noch 19 Azubis in Bäckereien im gesamten Landkreis. Nun startet eine Nachwuchs-Offensive.

Bäckerei-Azubis backen keine kleinen Brötchen mehr: Wer in den 16 Bäckereien oder in deren Filialen im Landkreis Peine eine Ausbildung macht, hat jetzt deutlich mehr im Portemonnaie. Darauf weist die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hin. Es gebe eine wesentlich höhere Ausbildungsvergütung: „Wer seine Ausbildung anfängt, geht mit mindestens 860 Euro im Monat nach Hause. Das sind 180 Euro mehr als bislang. Im zweiten Ausbildungsjahr gibt es 190 Euro zusätzlich. Und im dritten bekommt der Bäckerei-Nachwuchs 1085 Euro – ein Plus von 200 Euro“, sagt die Geschäftsführerin der NGG Süd-Ost-Niedersachsen-Harz, Katja Derer, laut einer Pressemitteilung. Im Schnitt hätten die Bäckerei-Azubis damit rund ein Viertel mehr auf dem Konto.

Außerdem werde es bis zum Jahresende noch eine Inflationsausgleichsprämie von 50 Euro pro Monat geben. „Dazu gibt es auch noch ein Ticket-Geld von 29 Euro im Monat für den ÖPNV. Da kommt also einiges zusammen“, erklärt Derer. „Wer das zusätzliche Geld noch nicht bekommt, sollte sich melden.“

Bessere Bezahlung gilt für alle Azubis in Peiner Bäckereien

Für die deutlich bessere Bezahlung vom Bäckerei-Nachwuchs habe sich die NGG in zähen Verhandlungen stark gemacht. „Jeder Azubi in einer Bäckerei profitiert jetzt davon: Egal, ob es um die Ausbildung in der Backstube oder am Verkaufstresen geht“, betont Katja Derer. Der Tarifabschluss gelte ohne Ausnahme für alle Betriebe. Dafür habe sich die Gewerkschaft NGG zusammen mit dem Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks beim Bundesarbeitsministerium eingesetzt.

„Die Branche startet damit eine Azubi-Offensive. Und das ist auch dringend notwendig. Denn nur so haben die Bäckereien im Kreis Peine überhaupt die Chance, Nachwuchs zu bekommen“, sagt Derer. Sie spricht vom „Akut-Problem Azubi-Schwund“: In allen Bäckereien im Kreis Peine gebe es derzeit lediglich 19 Auszubildende. „Zehn Jahre zuvor waren es immerhin 49 Bäckerei-Azubis“, so Derer. Die NGG beruft sich dabei auf Zahlen der Bundesagentur für Arbeit.

Gewerkschaft: Jede Bäckerei im Kreis Peine sollte Tariflohn zahlen

„Die Azubi-Zahlen bei den Bäckereien im Kreis Peine sind damit dramatisch eingebrochen – um rund 61 Prozent. Jetzt geht es darum, diesen Trend zu stoppen“, sagt die NGG-Geschäftsführerin. Die Arbeit in Bäckereien sei interessant und krisensicher. Um sie aber wirklich attraktiv zu machen, müsse auch der Lohn nach der Ausbildung stimmen: „Eine faire Bezahlung bedeutet, dass jede Bäckerei im Kreis Peine den Tariflohn zahlt. Das ist wichtig, um Bäcker und Fachverkäufer bei der Stange zu halten. Denn die Qualität von Brot, Brötchen, Torten, Kuchen & Co. steht und fällt damit, ob ausgebildete Profis in der Bäckerei arbeiten“, macht Katja Derer deutlich.

Am Ende entscheide nicht zuletzt auch der Tariflohn darüber, wie gut die Ware sei, die über die Ladentheke gehe. Schon jetzt versuchten viele Betriebe, fehlende Fachkräfte durch Quereinsteiger zu ersetzen. „Backen ist ein Handwerk. Und das muss man lernen. Dazu müssen die Bäckereien aber auch eine gute Ausbildung bieten“, sagt die Geschäftsführerin der Bäcker-Gewerkschaft.

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