Salzgitter. Die Polizei durchsuchte 16 Objekte in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Was bisher bekannt ist – und in Salzgitter gefunden wurde.

Die Polizei Osnabrück ging ab dem frühen Donnerstagmorgen gegen eine mutmaßliche Drogenbande vor, die mit dem Anbau und Vertrieb von Cannabis große Summe umgesetzt haben soll. Sie durchsuchte 16 Objekte, darunter zwei in Salzgitter.

Die Beamten hofften, in den Gebäuden in Lebenstedt und Gebhardshagen sowie den 14 anderen Objekten, die sie in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen auf den Kopf gestellt, Drogen und andere Beweismittel zu finden. Zu den Beschuldigten gehört ein mutmaßlicher Reichsbürger (55), informiert die Polizeidirektion Osnabrück.

Der Reichsbürger wohnt im ostwestfälischen Espelkamp (NRW), berichtete Marco Ellermann, Sprecher der Osnabrücker Polizei. Dort waren Spezialkräfte angerückt. Bei dem 55-Jährigen hat man schwere Waffen vermutet, zudem betreibt der Mann eine große Kampfhundezucht. Gefunden wurde unter anderem Kriegsmunition für eine Kalaschnikow.

Auch in der Swindonstraße in Lebenstedt fand am Donnerstag eine Razzia statt. Dort stieß man auf eine Indoor-Cannabis-Plantage.
Auch in der Swindonstraße in Lebenstedt fand am Donnerstag eine Razzia statt. Dort stieß man auf eine Indoor-Cannabis-Plantage. © regios24 | Stefan Lohmann

In Salzgitter machten die Ermittler erstaunliche Funde

In der Wohnung des Beschuldigten in Salzgitter-Lebenstedt – beide Objekte in der Stadt stehen in Verbindung mit ihm – entdeckten die Beamten eine professionelle Indoor-Cannabis-Plantage, so Ellermann. Zudem fand man eine Patrone vom Kaliber 9 Millimeter, mehr als zehntausend Euro Bargeld sowie mehrere Luxusuhren. Auch in Espelkampf sicherten die Einsatzkräfte eine Marihuana-Anlage, sie befand sich in einem landwirtschaftlichen Gehöft. Dort zählte man 60 Pflanzen, 440 Setzlinge sowie rund drei Kilogramm abgeerntetes Marihuana.

Der Verdächtige aus der Stahlstadt ist 49 Jahre alt und fiel nach Informationen unserer Zeitung schon früher mit Drogengeschäften auf. Er soll Fachmann für Anbau und Aufzucht der Pflanzen sowie den Betrieb von Plantagen sein, glauben die Ermittler – der Biologe der Bande. „Die Gruppe war bereits seit Jahren aktiv“, erklärt Ellermann, „und ging stark arbeitsteilig vor“. Das Vertriebsgebiet habe sich von Nordrhein-Westfalen über den Großraum Osnabrück bis Bremen gezogen. Das Besondere an der mutmaßlichen Bande aus Sicht der Polizei: „Sie haben alles selbst gemacht: Vom Anbau bis zum Verkauf. Da war eine Menge Know-how vorhanden.“

Die Polizei führt am Donnerstagmorgen eine Großrazzia in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen durch. Unter anderem in Salzgitter und in Espelkamp im Nordosten von Nordrhein-Westfalen (hier entstand das Foto).
Die Polizei führt am Donnerstagmorgen eine Großrazzia in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen durch. Unter anderem in Salzgitter und in Espelkamp im Nordosten von Nordrhein-Westfalen (hier entstand das Foto). © DPA Images | -

Der Reichsbürgerszene wird offenbar nur der 55-Jährige aus NRW zugeordnet. Dafür, dass der Mann aus Salzgitter und die anderen zehn Verdächtigen ebenfalls diesem Milieu nahestehen, habe man bisher keine Anhaltspunkte. Die Gruppe bestehe weitgehend aus Deutschen, so Polizeisprecher Ellermann. Die Ermittlungen sind bei der Zentralen Kriminalinspektion Osnabrück angesiedelt, einer Spezialdienststelle für Verfahren im Bereich bandenmäßiger und organisierter Kriminalität.

Die weiteren Durchsuchungen fanden statt in Espelkamp, Melle, Osnabrück, Bramsche, Brüggen, Nettetal und Hannover. Insgesamt 12 Personen stehen im Verdacht, Teil der Drogenbande zu sein. Neben zahlreichen Beweismitteln beschlagnahmten die Ermittler einen Schreckschussrevolver, insgesamt 21 hochwertige Uhren und Schmuck, gefälschte Zertifikate für Gewerbeanmeldungen, digitale Datenträger, illegale Messer, einen Taser und einen Schlagring. Zudem wurden rund 900 Schuss echte Munition entdeckt. Hinzu kommt Bargeld in Höhe von 30.000 Euro sowie andere Vermögenswerte.

Wie man auf die Beschuldigten kam

Bereits Ende vergangenen Jahres gerieten die drei Hauptbeschuldigten und neun weitere Beteiligte in das Visier der Ermittler. „Das waren Profis, die äußerst konspirativ unterwegs waren und sich mit ihren kriminellen Machenschaften den Lebensunterhalt verdient haben“, so eine Polizeisprecherin aus Osnabrück.

Alexander Retemeyer von der Staatsanwaltschaft Osnabrück erklärte: „Auch wenn sich die Rechtslage hinsichtlich Cannabis im Laufe der Ermittlungen geändert hat, zeigt sich dennoch, dass sich die mühevolle Arbeit der Ermittlungsbehörden weiter lohnt.“

Mit dem organisierten illegalen Anbau von Cannabis könne die Organisierte Kriminalität immer noch finanziell sehr erfolgreich sein.“ Da helfen nur „Entschlossenheit, hohe Strafen und effektive Vermögensabschöpfung“, so der Sprecher der Staatsanwaltschaft.

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