Rom. Nach heftigen Protesten gegen Radarfallen hat Italiens Regierung neue Regeln erlassen. Das sollten Urlauber vorm nächsten Trip wissen.

Nirgendwo in Europa gibt es so viele Radarfallen wie in Italien. Sie sind inzwischen ein Schreckgespenst nicht nur für italienische Autofahrer, sondern auch für die vielen ausländischen Touristen, die auf den Straßen von Bella Italia unterwegs sind. Und seit Monaten wird über die Blitzer heftig gestritten. So werfen Autofahrer den Gemeinden vor, massiv Radarfallen aufzustellen, um mit den hohen Geldstrafen ihre leeren Kassen aufzufüllen.

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Nach heftigen Auseinandersetzungen führt die italienische Regierung jetzt neue Regeln in Sachen Radarfallen ein. Das neue Dekret sieht gleich mehrere Änderungen vor. Die Radarfallen müssen künftig mit Schildern im Voraus deutlich angekündigt werden: mindestens 1000 Meter vorab auf Straßen außerhalb von Wohngebieten, 200 Meter sind es auf innerstädtischen Durchgangsstraßen und 75 Meter auf allen anderen Straßen.

Radarfallen in Italien: Gemeinden kassierten über 75 Millionen Euro

Weiter darf kein „Blitzer“ in der Stadt auf Straßen zugelassen werden, auf denen eine Geschwindigkeit von maximal 50 km/h erlaubt ist. Außerdem wird zum ersten Mal der Mindestabstand zwischen den einzelnen Geräten festgelegt, der je nach Straße variieren kann. Das Dekret räumt den Bürgermeistern eine Frist von zwölf Monaten ein, um ihre „Blitzer“ auf den neuesten Stand zu bringen. Danach müssen diejenigen, die den Anforderungen nicht entsprechen, abmontiert werden.

In Italien gibt es fast 11.000 Radarfallen, mehr als in jedem anderen europäischen Land.
In Italien gibt es fast 11.000 Radarfallen, mehr als in jedem anderen europäischen Land. © Shutterstock / elesi | elesi

„Radarfallen werden nur noch zur Verhinderung von Unfällen aufgestellt – nicht aber, damit Gemeinden auf Kosten der Autofahrer Geld verdienen können“, sagte Verkehrsminister Matteo Salvini. Er hatte zuletzt die Gemeinden beschuldigt, Radarfallen willkürlich aufzustellen, um Autofahrer zu schikanieren und die leeren Kassen aufzufüllen. So sollen die 20 größten Städte mit den „Autovelox“, wie diese auf Italienisch heißen, 2022 mehr als 75 Millionen Euro eingenommen haben. Allein Florenz kassierte auf diesem Weg mehr als 23 Millionen Euro. Insgesamt haben die Italiener im vergangenen Jahr rund 1,5 Milliarden Euro an Strafen gezahlt, wobei in einigen Gemeinden die Einnahmen im Vergleich zur Einwohnerzahl bei über 100 Euro pro Kopf und Jahr liegen.

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Verbraucherschützer begrüßten die neuen Regeln für Radarfallen, warnten jedoch vor ihrer „Kriminalisierung“, denn Geschwindigkeitsmessgeräte hätten in den vergangenen Jahren zu einer Reduzierung der Verkehrstoten beigetragen. Trotz der Blitzer bleibt die Zahl der Opfer auf den italienischen Straßen jedoch hoch: Allein im vergangenen Jahr kamen circa 3.000 Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben.

Proteste gegen Radarfallen: Polizei verfolgt Saboteure

In den vergangenen Monaten waren in Norditalien unzählige Radarfallen illegal „deaktiviert“ worden. Unter dem Pseudonym „Fleximan“ hatten Unbekannte etwa eigenmächtig Blitzeranlagen mit einer Flex abgesägt und so meist über Nacht reihenweise Radarkontrollen außer Gefecht gesetzt. Wegen der Sabotage-Akte wurde kürzlich ein 42-jähriger Metallarbeiter aus Padua festgenommen, die Ermittler vermuten jedoch, dass eine ganze Gruppe dahinter steckt.

Insgesamt sind inzwischen 24 Geräte zerstört worden. Über ein halbes Dutzend Staatsanwaltschaften beschäftigen sich mit dem Fall. Viele Autofahrer verfolgen die Sabotage-Akte mit einer gewissen Grundsympathie, denn das Gefühl, von Behörden gegängelt und ausgenommen zu werden, ist in Italien weit verbreitet.