Rom. Im Heiligen Jahr 2025 soll Rom in neuem Glanz erstrahlen lassen. Doch die Bauarbeiten sorgen für Chaos. Was Urlauber jetzt wissen müssen.

Der tosende Lärm auf der Piazza Venezia in Rom ist fast unerträglich. Überall Baustellenfahrzeuge. Fußgängerüberwege sind gesperrt. Überall stehen Kolonnen von Touristen, die nicht wissen, wie sie zum Trevi-Brunnen kommen können. Italiens Hauptstadt ist eine riesige Baustelle. Der Grund: Im nächsten Jahr soll das katholische Mega-Pilger-Event steigen. Alles soll in neuem Glanz erstrahlen.

Doch bis dahin wird überall in der 3,5 Millionen-Hauptstadt gebaggert und gearbeitet: Für das Heilige Jahr, das sich über das ganze Jahr 2025 erstreckt und 30 Millionen Pilger in die Ewige Stadt locken soll, bleibt kein Stein auf dem anderen. Touristen brauchen starke Nerven.

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Das Vorhaben ist gigantisch: 189 Bau-Projekte sind geplant. Vier Milliarden Euro stehen zur Verfügung. Allein 95 Millionen Euro sind dafür vorgesehen, die unzähligen Schlaglöcher in den Straßen auszubessern. Neue Busse sollen her. Zudem entstehen nagelneue Unterkünfte für Pilger. Die Zeit drängt. Deshalb wird schon jetzt massiv gearbeitet. Ganz zum Leidwesen von Anwohnern und Touristen. Denn diese Arbeit bedeutet vor allem eins: Lärm und nochmals Lärm. Ein Stressfaktor für die Gesundheit.

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„Die Unannehmlichkeiten für Touristen und die Einwohner sind derzeit groß. Staus sind an der Tagesordnung, das Stadtzentrum ist nur noch mit öffentlichen Verkehrmitteln erreichbar, die jedoch ständig überlastet sind“, beklagt sich eine Barista, die im „Caffé Castellino“, einem historischen Café auf der Piazza Venezia, Touristen Capucchino oder Espresso serviert.

Rom will für das Pilgerjahr in neuem Glanz erstrahlen: Plätze wie die Piazza Pia werden rundum saniert.
Rom will für das Pilgerjahr in neuem Glanz erstrahlen: Plätze wie die Piazza Pia werden rundum saniert. © picture alliance / ZUMAPRESS.com | Marcello Valeri

Besonders heftig geht es schon jetzt auf der Piazza Venezia zu, dem wichtigsten Verkehrsknotenpunkt im Herzen der Ewigen Stadt. Das zentrale Areal des Platzes wurde abgeriegelt. Hier laufen die Tiefbauvorhaben für die Realisierung eines großen Infrastrukturwerks: die Verlängerung der römischen Metro-Linie C, die die Piazza Venezia erreichen und deren Haltestelle (Venezia) genau unter dem Platz in einer Tiefe von 45 Metern auf acht Ebenen liegen wird.

Spektakuläres Bauprojekt am Vatikan: Unterführung und Fußgängerzone geplant

Auch rund um den Vatikan sind die Bauarbeiten im Gange. Denn nicht nur Kirchen und Pilgerwege werden renoviert. Zu den wichtigsten Baumaßnahmen zählt etwa eine Unterführung vor der Engelsburg, die den gesamten Bereich vom Tiber bis zum Vatikan in eine Fußgängerzone verwandelt. Auch eine Tiefgarage soll neben dem Vatikan entstehen.

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Ebenfalls werden die Plätze und Straßen rings um den Bahnhof San Pietro renoviert. Selbst im Petersdom kündet ein auffälliges Gerüst vom bevorstehenden Heiligen Jahr. Der mächtige Bronze-Baldachin unter der Kuppel des Petersdoms ist eines der Meisterwerke des Barock-Künstlers Lorenzo Bernini (1598-1680). Staub aus Jahrhunderten ließ seinen Glanz einbüßen, nun wird das Kunstwerk eifrig geputzt.

Roms Einwohner müssen nervenstark sein: Ständige Bauarbeiten strapazieren die Nerven. Hier im Hintergrund das Sant‘Angelo Schloss.
Roms Einwohner müssen nervenstark sein: Ständige Bauarbeiten strapazieren die Nerven. Hier im Hintergrund das Sant‘Angelo Schloss. © AFP via Getty Images | TIZIANA FABI

Antje Wolf, Kunsthistorikerin und Reiseleiterin, führt Pilger und Touristen zu den schönsten Ecken Roms. Die gebürtige Bremerin wohnt unweit des Vatikans. „Wegen den vielen Baustellen rund um den Vatikan kommt der ganze Autoverkehr zum Stillstand. Der enorme Andrang von Pilgern, der in den nächsten Monaten noch mehr wachsen wird, sorgt für Unannehmlichkeiten – auch für die Einwohner. Wer sich hier bewegen will, kann nur noch aufs Rad zurückgreifen, auch wenn Rom nicht wie andere europäische Städte mit sicheren Radwegen ausgerüstet ist“, sagt Wolf.

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Appell an Einwohner Roms: Sie sollen Verständnis zeigen

Giulia Callini, Präsidentin der Kommission für öffentliche Arbeiten der Gemeinde Rom, bittet die Einwohner der Hauptstadt um Verständnis: „Es werden Monate voller Opfer für die Römer und die Römerinnen sein, die jedoch mit einer lebenswerteren Stadt belohnt werden“. Callini bezieht sich auch auf die Bauarbeiten in der Nähe des Hauptbahnhofes Termini.

Hier werden Straßen asphaltiert, Kopfsteinpflaster nach Jahren der Vernachlässigung wieder in Ordnung gebracht. „Wir bringen Rom auf Hochglanz, die Bürger müssen nur noch ein wenig Geduld haben“, lautet das Mantra von Bürgermeister Roberto Gualtieri. Für den Sozialdemokraten, der seit 2021 die Metropole leitet, ist das Jubiläumsjahr die Krönung einer langen politischen Karriere.

Das Heilige Jahr 2025 steht unter dem Motto „Pilger der Hoffnung“. Zentrale Elemente der Jubiläumsjahre sind eine Rom-Wallfahrt und der Besuch bestimmter römischer Kirchen, zu denen neben dem Petersdom, die Lateranbasilika, sowie die Basilika Santa Maria Maggiore nahe dem Bahnhof Termini gehört. Zuletzt hatte Papst Franziskus ein außerordentliches Heiliges Jahr der Barmherzigkeit von Dezember 2015 bis November 2016 ausgerufen. 2025 ist wieder ein reguläres Heiliges Jahr.