London. Im Aktionshaus „Christie’s“ wird bald ein Gemälde versteigert. Vor 22 Jahren lag es noch in einer Plastiktüte an einer Bushaltestelle.

Einige Geheimnisse umgeben den italienischen Renaissance-Künstler Tizian bis heute. So ist das genaue Geburtsdatum unbekannt und auch einige seiner Bilder können nicht genau datiert werden. Dazu zählt auch die „Rast auf der Flucht nach Ägypten“, ein Frühwerk Tizians, bei dem sich Experten nicht auf das Entstehungsjahr einigen können. Und ein weiteres Rätsel gibt das Gemälde auf: Wieso lag es im August 2002 in einer Plastiktüte an einer Londoner Bushaltestelle?

Sieben Jahre vorher war das, damals auf rund 7,9 Millionen Euro geschätzte, Gemälde aus dem Schloss des Marquis von Bath gestohlen worden. Rund 100 Jahre zuvor hatte dessen Familie die „Rast auf der Flucht nach Ägypten“ beim berühmten Londoner Aktionshaus „Christie’s“ ersteigert. Genau dort soll es jetzt auch wieder unter den Hammer kommen.

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Schätzung: Fast 30 Millionen für das Gemälde von der Bushaltestelle

Denn offenbar hat sich die Familie von Bath rund 22 Jahre nach dem ominösen Wiederauftauchen des verschwundenen Gemäldes dafür entschieden, es wieder abzugeben. Mit erheblichem Wertgewinn. Das Gemälde, welches durch Napoleons Truppen zunächst seinen Weg nach Paris und schließlich über Wien nach London fand, wird durch das Aktionshaus auf rund 17,7 bis 29,6 Millionen Euro geschätzt.

Dabei ist sogar ein recht häufiges Motiv zu sehen: Zahlreiche Künstler nahmen sich der biblischen Geschichte an, laut der Jesus, Maria und Joseph vor den Schergen des Herodes nach Ägypten flohen. Doch die Werke Tizians erfreuen sich schon lange großer Beliebtheit. Der Italiener, der im 15. und 16. Jahrhundert lebte, gilt als einer der Hauptmeister der italienischen Hochrenaissance und inspirierte laut „Christie’s“ spätere Künstler wie Peter Paul Rubens und Diego Velázquez.

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Bushaltestellen-Gemälde wird Anfang Juli versteigert

Wer am zweiten Juli dieses Jahres den Zuschlag für das Gemälde, das mit Ölfarbe auf Holz gemalt wurde, sichern kann, ist noch unklar. Es ist aber davon auszugehen, dass die Verpackung edler ausfallen wird, als die Plastiktüte, in der die „Rast auf der Flucht nach Ägypten“ sich das letzte Mal der Öffentlichkeit präsentierte.