Berlin. In Japan gibt es viele Fälle des toxischen Schocksyndroms. Was die Krankheit so gefährlich macht – und wie die Lage in Deutschland ist.

In Japan explodieren aktuell die Fallzahlen des streptokokkenbedingten toxischen Schocksyndroms (STSS). Das Gesundheitsministerium zählte bis zum zweiten Juni 977 Fälle und damit schon über 30 mehr als im gesamten vorherigen Jahr – Rekord. Die Behörden in Japan sind besorgt, denn das Syndrom ist gefährlich. Laut Robert-Koch-Institut sterben rund 30 Prozent der Infizierten. 2023 starben laut Zahlen des Nationalen Institut für Infektionskrankheiten 97 Menschen in Japan an der Krankheit.

Doch was ist das streptokokkenbedingte toxische Schocksyndrom? Es handelt sich um eine bakterielle Infektion, die auftreten kann, wenn Streptokokken-Bakterien in das Gewebe und die Blutbahn eindringen. Betroffen sind laut dem medizinischen Nachschlagewerk e.Medpedia in erster Linie Erwachsene im Alter von 20 bis 50 Jahren. Virusinfektionen sind Risikofaktoren für ein STSS. Bei der Hälfte der Fälle bestanden potenzielle Eintrittspforten für Streptokokken, etwa Wunden.

Streptokokkenbedingtes toxisches Schocksyndrom: Das sind die Symptome

STSS-Patienten entwickeln verschiedene Symptome. Typisch sind:

  • Fieber
  • Kopf-, Hals und Bauchschmerzen
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Schwindel

Nach 24 bis 48 Stunden tritt eine Erythrodermie – also eine Rötung der gesamten Haut – auf und der Allgemeinzustand verschlechtert sich bis hin zum Organversagen. Auch bei erfolgreicher Behandlung können Folgeschäden auftreten.

Trotz der erhöhten Fallzahl erwartet Hitoshi Honda, Experte für Infektionskrankheiten an der Fujita Health University, keine neue Pandemie, wie er der „Japan Times“ sagte. Laut Honda sind die Hauptübertragungswege Tröpfcheninfektionen und direkter Kontakt. Es handelt sich also nicht um ein mit dem Coronavirus vergleichbares Übertragungsrisiko.

Streptokokkenbedingtes toxisches Schocksyndrom: Warum es auch in Deutschland mehr Fälle gibt

Allerdings wird ein Anstieg nicht nur in Japan beobachtet. „Wenn ich mich mit Kolleginnen oder Kollegen aus der klinischen Infektionsmedizin unterhalte, sind wir uns einig, dass wir in den vergangenen Monaten häufiger mit schweren A-Streptokokken Infektionen zu tun hatten. Leider können wir das nicht durch sauber formulierte Daten stützen“, sagte Siegbert Rieg vom Universitätsklinikum Freiburg „Apotheken Umschau“. Er vermutet, dass unser Immunsystem durch die Corona-Maßnahmen in den letzten Jahren seltener mit Streptokokken konfrontiert war und wir deshalb anfälliger sind.

Genaue Zahlen aus Deutschland gibt es nicht, Infektionen sind nicht meldepflichtig. Um sich zu schützen, können einfache Hygienemaßnahmen ergriffen werden, etwa gründliches Händewaschen. Behandelt wird STSS laut Rieg mit Penicillin, bei schweren Formen mit einem zweiten Antibiotikum und bei besonders schweren Fällen zusätzlich mit Immunglobulinen.