Berlin. Unter den Opfern der Mannheimer Messerattacke ist auch Michael Stürzenberger. Der Aktivist kämpft gegen den Islam – und hat viele Fans.

Auf einem Mannheimer (Baden-Württemberg) Marktplatz spielen sich am Freitag dramatische Szenen ab: Ein Angreifer sticht mit einem Messer mehrere Menschen nieder. Kurze Zeit später wird er selbst von der Polizei angeschossen. Der Ort des Geschehens: eine Kundgebung von Pax Europa, die der rechtspopulistische Verein dort nach eigenen Angaben am Freitag abhielt. Unter den Opfern: Islamkritiker Michael Stürzenberger.

Während Identität und Motiv des Angreifers bislang unklar sind, ist Stürzenberger als Aktivist in der islamkritischen Szene kein Unbekannter: Der 59-Jährige ist Mitglied des Vereins Pax Europa (BPE), der auf dem Mannheimer Marktplatz mit Transparenten wie „Politischen Islam stoppen“ um Aufmerksamkeit buhlte. Eine Haltung, die ihm auch der bayrische Verfassungsschutz attestiert: Zuletzt im Jahr 2022 bekam Stürzenberger einen eigenen, vierseitigen Abschnitt im Verfassungsschutzbericht.

Lesen Sie dazu: Marktplatz in Mannheim – Messerattacke auf Islamkritiker

„Es liegen Anhaltspunkte dafür vor, dass Stürzenberger sowie der bayrische BPE-Landesverband verfassungsschutzrelevante islamfeindliche Bestrebungen verfolgen“, heißt es darin. Mit dem Begriff des „Politischen Islams“ assoziiere er den Islam generell und Terrorismus. Außerdem erkennen die Verfassungsschützer verschwörungstheoretische Tendenzen. Etwa dann, wenn Stürzenberger den Anhängern des „Politischen Islams“ eine „auf weltliche Machtübernahme angelegten Ideologie“ unterstelle.

„Verfassungsschutzrelevante islamfeindliche Bestrebungen“

Seine Abneigung gegenüber dem Islam begründete er gegenüber der „taz“ einmal mit den Terroranschlägen in Mumbai 2008, bei denen sein damaliger CSU-Parteifreund Ralph Burkei ums Leben kam. „Das hat sich eingereiht in meine Erfahrungen mit dem Islam“, sagte Stürzenberger der Tageszeitung. Seiner politischen Heimat kehrte er, wohl um einem Parteiausschluss zuvorzukommen, den Rücken. Zuvor hatte er nach der Jahrtausendwende als Pressesprecher der Münchner CSU ein wichtiges Amt inne.

Bei einem Einsatz auf dem Marktplatz in Mannheim hat die Polizei einen Angreifer niedergeschossen. Der Mann wurde dabei nach Polizeiangaben vom Freitag verletzt. Er hatte zuvor mehrere Menschen mit einem Messer angegriffen und verletzt.
Bei einem Einsatz auf dem Marktplatz in Mannheim hat die Polizei einen Angreifer niedergeschossen. Der Mann wurde dabei nach Polizeiangaben vom Freitag verletzt. Er hatte zuvor mehrere Menschen mit einem Messer angegriffen und verletzt. © Screenshot BPE | Screenshot BPE

Laut „taz“ begann er seine Karriere zunächst als Journalist bei verschiedenen Medien. Diese Profession schien Stürzenberger in den letzten Jahren neu zu interpretieren: Als Autor ist er für den rechtspolitischen Blog „Politically Incorrect“ (Politisch Inkorrekt) tätig, wo Nutzer unter den Reitern „Siedlungspolitik“, „Kriminalität“, „Islam“, „Linke“, „Altmedien“ und „Aktivismus“ aus der rechten Themenlandschaft auswählen können. Stürzenberger engagierte sich auch in anderen politischen Bewegungen wie Pegida. 2013 trat er erfolglos als Spitzenkandidat bei der bayrischen Landtagswahl 2013 für die Partei „Die Freiheit“ an.

Darüber hinaus: Messerattacke in Sydney: Polizistin wird zur „Heldin“

Auf seinem YouTube-Kanal, den fast 40.000 Menschen abonniert haben, berichtet er von den Pax Europa-Kundgebungen. Auch kurz vor dem Messerangriff in Mannheim konnten ihn seine Unterstützer fast zehn Minuten live verfolgen. Er verabschiedete sich mit den Worten: „Wir müssen jetzt in Bewegung kommen, okay Freunde, bis gleich.“ Unterstützung bekam er in Echtzeit von seinen Anhängern über die Kommentarspalte.

Ein weiteres Video, dass sich auf „X“ verbreitet, zeigt die brutale Messerattacke. Stürzenbergers Kollegin Stefanie Kizina sagte der „Bild“: „Er wurde am Bein und im Gesicht getroffen, wird notoperiert. Lebensgefahr besteht offenbar nicht. Es ist der zweite schwere Angriff auf ihn.“ 2022 sei er in Bonn von einem Moslem mit der Faust ins Gesicht geschlagen worden.