Braunschweig. Mit einem 1:0-Erfolg gegen Wehen Wiesbaden durch einen Treffer von Thorir Helgason bleibt Eintracht Braunschweig in der 2. Liga.
Es ist vollbracht. Was noch vor etwa einem halben Jahr kaum einer mehr für möglich gehalten hatte, gelang Eintracht Braunschweig nun doch. Durch den 1:0 (1:0)-Sieg gegen den SV Wehen Wiesbaden herrscht nun nach dem 33. Spieltag Planungssicherheit. Die Blau-Gelben spielen auch in der kommenden Saison in der 2. Fußball-Bundesliga.
Es war aber irgendwie wie immer. Auch in diesem Saisonfinale ließen die Blau-Gelben die Nerven ihrer Anhänger nicht ungeschont. Rund um den entscheidenden Treffer von Thorir Helgason auf Vorlage von Rayan Philippe in der 22. Minute die eine oder andere Möglichkeit, durch einen weiteren Treffer die Beruhigungspille zu besorgen. Das klappte nicht. Stattdessen wurde es zu einer wahren Zitterpartie.
Ein paar Mal musste Keeper Ron-Thorben Hoffmann wieder sein ganzes Können aufbieten. Und im zweiten Durchgang gab‘s kaum noch Entlastung. Doch am Ende – da brachen dann doch alle Dämme. Eintracht bleibt zweitklassig. Wie diese unglaubliche Wende nach nur fünf Punkten aus den ersten zwölf Saisonspielen doch noch gelingen konnte? Hier sind fünf Gründe für die Sensation.
Impressionen vom Braunschweiger Heimsieg gegen Wiesbaden
Einer der Gründe liegt in der Verpflichtung eines eher unbekannten Ostwestfalen. Mit der Anstellung von Daniel Scherning kehrte die Siegermentalität zurück an die Hamburger Straße. Der 40-Jährige schaffte in Windeseile, was seinem Vorgänger Jens Härtel in Monaten nicht glückte. Scherning zeigte seinem Team, dass es deutlich besser ist, als alle Beobachter denken.
Wie er das anstellte? In erster Linie mit Klarheit. Der Fußballlehrer setzte auf Kommunikation, kombiniert mit kleinen taktischen Kniffen. Jeder Spieler wusste, woran er ist. Für den einen oder anderen war das wahrscheinlich nicht einfach. Dennoch zogen alle mit. Zudem passte er die Theorie den Fakten an – und nicht umgekehrt. Scherning erkannte schnell, welche Spielweise, welche Formation funktionierte. Klar: Es klappte nicht alles. Dennoch war unter diesen Umständen eine stetige spielerische Weiterentwicklung zu beobachten. Experimente machte Scherning nur wenige.
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Ermin Bicakcic, der Stabilisator
Im ersten Saisondrittel war Eintrachts Abwehr so offen wie eine Kirche am Sonntag. 24 Gegentreffer hatte es in den ersten zwölf Spielen gesetzt. Bis zum Ende der Hinserie waren es 31 – die viertschlechteste Statistik der Liga. Doch dieser Umstand hat sich grundlegend geändert. Zu großen Teilen zeichnet dafür eine Personalie verantwortlich: Ermin Bicakcic. Seit der Routinier am 11. Spieltag zum Team gestoßen ist, ist das Verteidigungsnetz deutlich engmaschiger geworden.
Freilich liegt das nicht an Eisen-Ermin allein. Das ganze Team verteidigt deutlich geschlossener. Und Robert Ivanov sowie Hasan Kurucay haben als Nebenmänner in der Dreierkette starke Arbeit geleistet. Bicakcic aber ist derjenige, der das Konstrukt zusammenhält, der häufig dafür verantwortlich zeichnet, dass der gegnerische Topstürmer einen unangenehmen Arbeitstag hat – und der mit klaren Aktionen ohne Schnörkel überzeugt.
Bicakcic hat von Anfang an verinnerlicht und ausgestrahlt, worauf es im Abstiegskampf ankommt. Da war er sich auch nicht zu schade, den Ball einfach mal kompromisslos auf die Tribüne zu bolzen, wenn es nötig ist. Und natürlich ist der 34-Jährige auch in der Kabine ein wichtiger Anführer. Eine Eigenschaft, die kaum zu überschätzen ist.
Rayan Philippe, der Shootingstar
Daniel Scherning wollte nie, dass das Spiel seiner Mannschaft darauf reduziert wird. Und in diesem Anliegen hat er auch Recht. Dennoch war es ein ganz elementarer Teil des Braunschweiger Aufschwungs: das Umschaltspiel. Besonders wenn es schnell nach vorne ging, war die Eintracht gefährlich.
Auch hier ist das gut aufeinander abgestimmte Zusammenspiel der gesamten Mannschaft hervorzuheben. Aber trotzdem stach auch bei diesem Erfolgsfaktor ein Spieler heraus. Die Rede ist von Rayan Philippe. Unter Härtel spielte der Franzose keine Rolle. Und auch Scherning setzte ganz zu Beginn seiner Amtszeit nicht auf ihn. Eine Entscheidung, die der gebürtige Paderborner nach drei Spielen „bereut“ hat, wie er selbst sagte. Und er hat sie korrigiert. Seither zündete Philippe – vor allem, wenn‘s schnell nach vorne ging.
Eintracht Braunschweig und die Moral
Ein weiterer wichtiger Faktor für einen erfolgreichen Kampf gegen den Abstieg ist dieses manchmal so schwer greifbare Attribut, das man Moral nennt. Die haben die Blau-Gelben bewiesen – und zwar mehrfach. Seit dem 15. Spieltag hat die Eintracht in vier Partien nach einem Rückstand noch gepunktet. Drei davon hat sie sogar gewonnen.
Das Spiel gegen Osnabrück im November nicht zu vergessen, als die Löwen in der achten Minute der Nachspielzeit aus einem Zähler noch drei Punkte gemacht haben. Stets betonten die Spieler und die Verantwortlichen, wie gut die Chemie innerhalb der Mannschaft sei. Oft sind solche Sprüche nur floskelartige Durchhalteparolen. Nicht im Fall dieser Eintracht-Truppe – das war nicht nur spür-, sondern auch sichtbar.
Die Eintracht kann Do-or-Die-Spiele
Mehrfach standen für die Blau-Gelben richtungsweisende Prüfungen an. Klar: Im Ringen um den Klassenerhalt zählt jedes Spiel. Ein paar davon sind aber doch ein bisschen wichtiger als andere. Die Eintracht sah sich oft an empfindlichen Punkten der Spielzeit direkten Konkurrenten gegenüber. Und jeweils ging es darum, den Kontrahenten zu überholen, ihn mit in den Abstiegskampf zu ziehen oder sich ein Stück weit von ihm abzusetzen.
Und meist haben die Braunschweiger in diesen Partien geliefert. Sie fuhren zwei Siege gegen Osnabrück ein, schlugen Kaiserslautern direkt vor der Winterpause und Magdeburg kurz danach, besiegte Wehen Wiesbaden im Hinspiel – und eben jetzt, um den Klassenerhalt einzutüten. Niederlagen gab‘s dagegen zwar in Nürnberg und auf Schalke. So richtig gesessen hat aber nur die 0:1-Heimpleite gegen Hansa Rostock am 25. Spieltag.
Die Bilanz ist dennoch positiv. Wenn es wirklich darauf ankam, dann hat das Scherning-Team in diesen Do-or-Die-Spielen geliefert. Und diese Qualität war im Abstiegskampf entscheidend.
Aus Tristesse wurde Euphorie bei Eintracht Braunschweig
Nun ist es eben vollbracht. Es war sicherlich nicht alles perfekt in dieser Zeit des sportlichen Aufschwungs. Es gab keinen Hurra-Fußball am Fließband. Aber die Entwicklung dieser Mannschaft hat dennoch großen Respekt verdient. Nun gibt‘s eben doch noch etwas zu feiern – und das, nach dem im November noch Tristesse und bei vielen Fans Resignation geherrscht hatten.
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