Berlin. Bald endet die Herstellung für das Schmerzmittel in Europa. „Alarmierend“ nennt das ein Politiker – und hat Angst um die Versorgung.

Metamizol – besser bekannt unter Handelsnamen Novalgin – ist nach Ibuprofen eines der am häufigsten verordneten Schmerzmittel in Deutschland, nun steht die letzte Produktion der Arznei in Europa vor dem Aus. Tino Sorge, der gesundheitspolitische Sprecher der Union im Bundestag, nannte das angekündigte Ende für die Wirkstoffherstellung gegenüber dieser Redaktion „alarmierend“.

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„Entgegen aller Ankündigungen von Minister Lauterbach verschwindet ein weiterer pharmazeutischer Wirkstoff aus heimischer Produktion. Künftig werden dann auch bei diesem wichtigen Schmerzmittel alle weltweiten Produktionsstätten in Asien liegen“, erklärte Sorge weiter. Steuere die Bundesregierung jetzt nicht entschieden gegen, werde sie den Trend hin zu mehr Abhängigkeit von außereuropäischen Herstellern nicht aufhalten können, warnte der Gesundheitspolitiker. „Die ausgegebenen Ziele der Pharmastrategie blieben dann reine Lippenbekenntnisse.“

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Metamizol-Produktion zieht nach China: Wie die Ampel nun reagieren sollte

Der französische Konzern Euroapi plant für Ende 2025, die Produktion des Wirkstoffs auslaufen zu lassen. Ein Unternehmenssprecher bestätigte die Pläne gegenüber dieser Redaktion und nannte „niedrige oder negative Margen“ als Grund. Derzeit wird Metamizol noch in dem Werk des Unternehmens in Frankfurt-Höchst hergestellt. Es ist der letzte Fertigungsstandort für die Arznei innerhalb Europas. Danach wird man bei diesem Generikum – also einem nicht mehr patentgeschützten Arzneimittel – komplett auf China angewiesen sein, wenn es um diesen Wirkstoff geht.

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    Der CDU-Gesundheitspolitiker Sorge forderte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) auf, für Entlastungen bei Medikamentenherstellern zu sorgen. „Die Ampel sollte die laufenden Verhandlungen zum Medizinforschungsgesetz nutzen, um die Belastungen, die sie selbst der pharmazeutischen Industrie mit dem Finanzstabilisierungsgesetz auferlegt hat, zügig wieder zurückzunehmen“, so Sorge. Dort geschaffene Verschärfungen beim Preisbildungssystem würden sich nachteilig auf den Standort Deutschland auswirken.

    Abschwung des deutschen Wirtschaftsstandorts? FDP mit Warnung

    Die FDP sieht in dem Aus der Metamizol-Herstellung in Deutschland einen Beleg für die sinkende Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland. Nötig seien deshalb weitere Strukturreformen und zusätzlichen Steuerentlastungen, sagte Vize-Fraktionschef Christoph Meyer dieser Redaktion. „Die Unternehmensabwanderungen und -aufgaben untermauern die FDP-Forderungen für die Wirtschaftswende“, so Meyer. Die Koalition schüre deshalb gerade das Paket für die Wirtschaft. Ziel sei ein schlagkräftiges Maßnahmenbündel. „Jetzt nichts zu machen, bedeutet Wohlstandsverluste, und das kann ja keiner wollen.“