Wolfsburg. Wolfsburgs Fußballerinnen feiern nach dem Pokalsieg gegen Bayern München durch die Kölner Nacht und blicken auch schon ein wenig nach vorne.

Selbst der Trainer hatte nichts dagegen gehabt, dass seine Mannschaft nach diesem Erfolg die Stadt „auseinandernimmt“. Tommy Stroot, Coach von Wolfsburgs Bundesliga-Fußballerinnen, war nach dem zehnten DFB-Pokalsieg des VfL in Folge beseelt und in Gönnerlaune. Seine Spielerinnen sollten sich nach dem 2:0-Erfolg im Finale gegen Meister Bayern München mit dem Feiern nicht zurückhalten. Auch auf das Bundesliga-Auswärtsspiel am Sonntag (18.30 Uhr) in Bremen mussten sie keine Rücksicht nehmen. Ohne „Bremse“ sollte sich Team in die Partynacht stürzen.

Der Trainer selbst blieb beim Feiern dann aber zurückhaltend. Als Spielerinnen, Trainerteam und viele Mitarbeiter des VfL Wolfsburg am Donnerstagabend kurz nach 23 Uhr vor der schicken Bar Heising & Adelmann in der für ihre aktive Nachtszene bekannten Friesenstraße in Köln aufschlugen, war der Chefcoach noch dabei. Doch nach nicht einmal einer Stunde verließ Stroot bereits wieder die Lokalität, ging allein und zu Fuß zurück zum Mannschaftshotel.

Erfolgscoach Stroot geht als Erster

Einen Eklat bei den Pokal-Feierlichkeiten bei den Fußballerinnen muss man deshalb aber nicht vermuten. Stroot war vor dem Endspiel gegen die Bayern krank geworden und hatte das Abschlusstraining verpasst. Den großartigen Sieg seiner Mannschaft gegen die Münchnerinnen konnte er dann zwar von der Seitenlinie betreuen, doch auch aufgrund der Ansteckungsgefahr wollte der 35-Jährige nicht zu lange auf der Party verweilen.

Seine Spielerinnen legten dagegen weniger Zurückhaltung an den Tag. Zwar hatten sich die Wolfsburgerinnen in ihrer Bar vor Blicken von außen gut abgeschottet, ein Security-Mann ließ keinen vorbei, der nicht ein grünes VfL-Bändchen am Handgelenk hatte. Aber der Wille, die Nacht zum Tag zu machen, war da. „Letztes Jahr ging es bis 7 Uhr morgens“, sagte Lena Oberdorf, während sie vor dem Eingang von Heising & Adelmann stand, und sie schien von einer Wiederholung nicht abgeneigt.

Alexandra Popp verspührt Genugtuung

Es hatte seinen Grund, dass die VfLerinnen auch nach dem zehnten Pokalsieg in Folge nicht partymüde sind. Sie schienen sogar bereit, diesen Triumph ausgelassener zu feiern, als die neun Erfolge im DFB-Pokal zuvor. „Er hat einen anderen Geschmack“, sagte Kapitänin Alexandra Popp über diesen Pokalsieg. Sie muss es beurteilen können, war sie doch als einzige Wolfsburgerinnen bei allen zehn Erfolgen dabei. Und sie hatte sich wie keine andere über das Wort Wachablösung geärgert, das vor dem Finale gegen die Münchnerinnen die Runde machte. „Man hat uns gefühlt ja schon abgeschrieben, das war es mit Wolfsburg und haste nicht gesehen. Wenn man dann souverän und verdient den auch verdienten Deutschen Meister 2:0 schlägt, ist das schon ein Ausrufezeichen“, sagte Popp zufrieden.

Die Genugtuung war ihr bei diesen Worten anzusehen. Nicht nur, weil ihre Mannschaft ihre unglaubliche Bilanz im DFB-Pokal um den zehnten Triumph in Serie und den 50. Sieg in Folge erweitert hat, sondern auch wie dieser Erfolg eingefahren wurde. „Wir haben ja nicht nur so gewonnen, sondern mit der Art und Weise, wie wir gespielt haben, Bayern in der ersten Hälfte überrollt. Ich bin extrem stolz, wie wir gewonnen haben“, sagte Popp. Es sei wichtig gewesen, „ein Ausrufezeichen zu setzen, dass der VfL nicht weg ist.“

Hendrich lobt den Kampfgeist

Das ist den Wolfsburgerinnen eindrucksvoll gelungen. Speziell in der ersten Hälfte waren sie klar besser, ließen die Münchnerinnen gar nicht zur Entfaltung kommen und führten zur Pause verdient mit 2:0. „Jeder hat um jeden Ball gefightet“, beschrieb Innenverteidigerin Kathrin Hendrich, mit welcher die Intensität, der VfL auftrat.

Kathrin Hendrich (rechts) im Zweikampf mit Glodis Perla Viggosdottir.
Kathrin Hendrich (rechts) im Zweikampf mit Glodis Perla Viggosdottir. © regios24 | Darius Simka

Die war ein wenig auch in der schwierigen Saison der Wölfinnen begründet. Die Qualifikation zur Champions League war nicht geglückt, und in der Bundesliga hinterließ vor allem die 0:4-Niederlage gegen Bayern, die für das Titelrennen entscheidend war, ihre Spuren. Wohl auch deshalb war der Bedeutung des DFB-Pokalfinales für die Wolfsburgerinnen diesmal noch größer als sonst. „Wir hatten die letzten zwei Wochen wirklich sehr intensiv den Fokus auf dieses Finale gelegt, weil wir wussten, dass es unsere letzte Möglichkeit ist, den Titel zu holen, sagte Hendrich. Sie und ihre Mitspielerinnen wusste, dass es für sie um „alles oder nichts“ ging. „Das macht was mit uns und beflügelt uns auch“, erklärte sie.

Aus Angst wird zusätzliche Motivation

Aus der Angst vor der ersten titellosen Saison seit 2011/12 wurden also eine zusätzliche Motivation für das Kräftemessen mit dem FCB. Und deshalb wurde aus den Diskussionen um ein mögliches Ende der VfL-Ära im DFB-Pokal auch gleich wieder die Frage, wie lange die Wolfsburger Serie in diesem Wettbewerb noch anhält? „Wir werden alles dafür tun, dass es noch so weitergeht“, versprach Hendrich nach dem zehnten Triumph in Folge. Selbst wenn es in den nächsten Jahren vielleicht noch schwieriger für die Wolfsburgerinnen wird, diesen Erfolgslauf fortzusetzen.

Mit Lena Oberdorf verliert der VfL die beste Spielerin des Endspiels an den Finalgegner Bayern, Dominique Janssen, Torschützin zum 2:0 wird den Klub ebenfalls verlassen. Aber das schmälert den Erfolgshunger der Bleibenden nicht. „Uns ist auch klar, dass das immer wieder viel Arbeit bedeutet. Aber wir werden alles daransetzen, das fortzuführen“, richtete Hendrich den Blick im Kölner Stadion bereits ein Stück wieder nach vorne. Aber zunächst war auch für die Abwehrspielerin erst einmal Party angesagt nach diesem grandiosen Endspiel-Sieg über den FC Bayern München.