Wolfenbüttel. Dienstagnacht hat es in der Postbank am Harztorwall in Wolfenbüttel gekracht. Die Täter hinterlassen ein Trümmerfeld und flüchten.

Nichtsahnend betrat am frühen Dienstagmorgen ein Kunde die Postbank-Filiale im Wolfenbütteler Harztorwall. Er wollte dort lediglich seine Kontoauszüge ausdrucken lassen. Und dann stolperte er mitten hinein in ein Trümmerfeld. Beide Geldautomaten waren in der Nacht gesprengt worden. Die Täter sind flüchtig. Die für „Organisierte Kriminalität“ zuständige Zentralen Kriminalinspektion Braunschweig (ZKI) ermittelt.

2019 wurde der letzte Geldautomat in Wolfenbüttel gesprengt - auch in der Filiale Harztorwall

Die Seuche der Geldautomaten-Sprengungen scheint niedersachsenweit abzuklingen. 2022 wurden 68 versuchte und vollendete Taten registriert, teilt das LKA Niedersachsen mit, wo eine Task Force angesiedelt ist. 2023 wurden nur noch 39 Taten registriert, in diesem Jahr gibt es inklusive Harztorwall erst elf Fälle. Woran das liegt? Die Ermittler haben den Druck auf Tätergruppen, die in einem Großteil der Fälle in den Niederlanden vermutet werden, erhöht und arbeiten eng mit den Bankinstituten zusammen. Politik ebenso wie Versicherer haben die Banken aber auch in die Pflicht genommen: Die mussten investieren, den Sicherheitsstandard der Automaten verbessern, oder, wo das nicht möglich war, diese abbauen.

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Den letzten großen Knall erlebte die Stadt Wolfenbüttel 2019. Damals traf es ebenfalls die Postbank im Harztorwall. Täter waren zwei Männer aus Gifhorn und Wolfsburg. Sie wurden verhaftet und verurteilt. Die Filiale liegt eingebettet zwischen Sozialamt, Landkreisverwaltung, zwei Landesbehörden. Anwohner leben dort nur wenige und damit gibt es kaum eine bessere Lage für Täter, die tunlichst darauf bedacht sind, nachts niemanden aufzuwecken. Damit sie nicht gesehen oder identifiziert werden können, brachten die Unbekannten Spraydosen mit weißer Farbe mit, um im Vorraum, dort wo die Automaten stehen, Fensterscheiben und Überwachungskameras zu besprühen.

In der Nacht zu Dienstag hat es in Wolfenbüttel gekracht. Ein Automat in einer Filiale der Postbank am Harztorwall wurde gesprengt. Nun ermittelt die Polizei.
In der Nacht zu Dienstag hat es in Wolfenbüttel gekracht. Ein Automat in einer Filiale der Postbank am Harztorwall wurde gesprengt. Nun ermittelt die Polizei. © FMN | Jörg Koglin

Wie unsere Zeitung erfuhr, soll anders als früher bei Automaten-Angriffen kein Gas eingeführt worden sein, sondern die Täter sollen offenbar Sprengstoff benutzt haben. Daraus dürften sich Ermittlungsansätze ergeben. Die Detonationen rissen die beiden schweren Automaten auseinander, als ob die aus Pappe wären - Metallteilchen flogen quer durch den Schalterraum.

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Episode 6: Geldautomaten-Sprengung: Schäden in Millionenhöhe

Tatort Niedersachsen - der Crime-Podcast der Braunschweiger Zeitung

Bankautomat in Wolfenbüttel gesprengt - die Täter werden mit Geld wenig anfangen können

Die Täter griffen sich die Geldkassetten, ließen nach Informationen die kleinen Scheine liegen, interessierten sich nur für große Scheine. Womit sie aber im Vorfeld nicht gerechnet hatten, war das Einfärbesystem: Als Folge des gewaltsamen Eindringens in den Automaten wurden die Scheine mit einer nicht mehr zu entfernenden Tinte bespritzt.

Zahlreiche Kunden kamen am Dienstag in den Harztorwall, wollten ihre Geschäfte in der Postbank-Filiale erledigen - und standen vor verschlossener Tür.
Zahlreiche Kunden kamen am Dienstag in den Harztorwall, wollten ihre Geschäfte in der Postbank-Filiale erledigen - und standen vor verschlossener Tür. © FMN | Hendrik Rasehorn

„Die Täter dürften nicht viel erbeutet haben, nur eingefärbtes Geld, damit werden die nichts anfangen können“, erfuhr unsere Zeitung von einem Insider, „allerdings dürfte insbesondere der Sachschaden in der Bank immens sein. In der Filiale herrscht das totale Chaos. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Postbank so bald in den nächsten Tagen wieder öffnen kann.“ Ein Grund dafür sei neben den Trümmerteilchen aber auch der Sprengstoff-Einsatz. Erst wenn sichergestellt ist, dass davon keine Reste mehr herumliegen, dürfte die Filiale für Kundenverkehr wieder geöffnet werden.

Bankautomat in Wolfenbüttel gesprengt - Kunden sind mal genervt, mal fassungslos

Einbruch und Explosionen sollen nach Informationen unserer Zeitung unbemerkt geblieben sein. Am frühen Morgen nach der Alarmierung durch den Postbank-Kunden rückten mit den ersten Polizeikräften aus Wolfenbüttel auch die Feuerwehr an. Bald danach kamen die ZKI-Ermittler, die schwerpunktmäßig im Bereich der Polizeidirektion bei Automatensprengungen ermitteln. Verstärkung bekamen sie außerdem durch Delaborierer vom LKA Niedersachsen. Währenddessen wollten immer wieder Post-Kunden durch die Polizeiabsperrung durchlaufen und mussten von den Beamten gestoppt werden.

Das sagt die Postbank

Ein Sprecher der Postbank-Zentrale in Bonn erklärte unserer Redaktion, zur Höhe der Beute macht die Postbank grundsätzlich keine Angaben mit Blick auf mögliche Nachahmer. „Ich kann Ihnen bestätigen, dass der Selbstbedienungsbereich beschädigt wurde. Die Filiale werden wir wieder öffnen, sobald die polizeilichen Ermittlungen am Tatort und die anschließenden Aufräumarbeit abgeschlossen sind.“

Als Alternative für Kunden verwies er auf die Internetseite www.postbank.de/filialen. Dort gibt es Informationen zu Partnerfilialen der Deutschen Post, die Postbank-Dienstleistungen (Ein– und Auszahlungen, Überweisungen auf Papier abgeben) anbieten. Postbank-Filialen mit Geldautomaten stehen in Braunschweig (Friedrich-Wilhelm-Straße 3) und in Salzgitter (Fischzug 2).

Auf der Internetseite www.postbank.de/geldautomaten sind die Geldautomaten der Cash Group aufgeführt, aber auch diejenigen Geschäfte, die das Cash Back-Verfahren anbieten.

Für Postdienstleistungen gibt es folgende Alternativen: Briefkästen, Postfilialen, Paketshops von Deutsche Post DHL.

Erst als die mit ihrer Arbeit fertig waren, durften die Postbank-Mitarbeiter in die Filiale hinein, den Schaden begutachten. Statiker wurden hinzugezogen, die prüften, inwiefern das Gebäude noch tragfähig ist. Ein Techniker, der vom Geldautomaten-Hersteller geschickt wurde, zog nach wenigen Minuten wieder ab. Da gab es nichts mehr zu reparieren.

An diesem Tag wurde durch den Kundenauflauf im Harztorwall deutlich, dass diese Postbank-Filiale vor allem für viele ältere Menschen in Wolfenbüttel ein wichtiger Anlaufpunkt ist. Manche, die nicht gleich realisierten, dass die Postbank Tatort geworden ist, reagierten genervt. Als sie erfuhren, dass Geldautomaten-Sprenger am Werk waren, zeigten sie sich betroffen. „So eine Schitte“, brummte eine Frau im Weggehen.

Am Eingang zur Postbank informierte dieser Zettel die Kunden über die Schließung der Filiale. An der Scheibe ist deutlich die weiße Farbe zu sehen, die die Täter im Innenraum versprüht hatten.
Am Eingang zur Postbank informierte dieser Zettel die Kunden über die Schließung der Filiale. An der Scheibe ist deutlich die weiße Farbe zu sehen, die die Täter im Innenraum versprüht hatten. © FMN | Hendrik Rasehorn

Ein ZKI-Sprecher teilte am Dienstag mit: „Das Gebäude, in welchem die Sprengung erfolgt ist, weist erhebliche Schäden auf. Ein genauer Sachschaden kann zum derzeitigen Zeitpunkt nicht benannt werden. Statiker sind vor Ort, um den Gebäudeschaden zu bewerten. Genaue Angaben zur Höhe des entwendeten Geldes können noch nicht benannt werden. Die tatverdächtigen Personen sind unbekannt und vom Tatort geflohen.“ Zeugen, die Angaben zum Tathergang sowie Hinweise auf den Täter geben können, werden gebeten, sich beim Kriminaldauerdienst zu melden unter Telefon (0531)476-2516.

„Das Gebäude, in welchem die Sprengung erfolgt ist, weist erhebliche Schäden auf. Genaue Angaben zu der Höhe des entwendeten Geldes können noch nicht benannt werden. Die tatverdächtigen Personen sind geflohen. “

Ein Sprecher der Zentralen Kriminalinspektion (ZKI) Braunschweig