Minenräumer haben nahe Kiew zufällig Flugzeugwracks gefunden. Sie erzählen eine weniger bekannte Geschichte aus dem Zweiten Weltkrieg.

Nahe Kiew haben Minenräumer mit ihren Metalldetektoren die Überreste von acht Kampfflugzeugen aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt. Eigentlich wollten die Experten aus der Ukraine eine Fliegerbombe aus dem Krieg vor 80 Jahren entschärfen. Bei den Wracks handelt es sich weder um deutsche noch um russische Flugzeuge, sondern um Hurricane-Jagdflugzeuge aus Großbritannien. Ihre Existenz ist Beweis eines weniger bekannten Kapitels des Zweiten Weltkriegs.

Die Fugzeuge wurden von Großbritannien an die Sowjetunion geliefert, nachdem diese im Jahr 1941 von Nazi-Deutschland überfallen worden war. Die Militärhilfe im Rahmen des Leih- und Pachtgesetztes war Teil der Bemühungen der Alliierten, die geschwächte Sowjetunion nach den desaströsen ersten Kriegsmonaten wieder aufzurüsten.

So kamen die Hurricane-Jagdflugzeuge aus britischer Produktion in die Hände sowjetischer Kampfpiloten, die sie im Luftkampf gegen die Nazis einsetzten. "Es ist sehr selten, diese Flugzeuge in der Ukraine zu finden", sagte Oleks Shtan, der Leiter der Ausgrabung, gegenüber der BBC. Flugzeuge, die als Militärhilfe geschickt wurden, seien demnach noch nie in der Ukraine ausgegraben worden. Aber wieso wurden die acht Hurricanes in ihre Einzelteile zerlegt und nahe einem Waldstück nahe Kiew vergraben?

Hurricane-Flugzeuge aus Zweitem Weltkrieg wurden vergraben, um nicht zahlen zu müssen

Ungefähr 3000 britische Hurricane-Jagdflugzeuge wurden der Sowjetunion zwischen 1941 und 1944 geliefert. Die meisten davon wurden im Kampf zerstört oder nach dem Krieg für die Einzelteile auseinandergenommen. Historikern zufolge wollten die Sowjets eine Bedingung nach Kriegsende allerdings eher ungern erfüllen. Denn laut Vertrag hätten sie für gelieferte Flugzeuge, die nach Kriegsende noch intakt waren, zahlen müssen.

Um das zu vermeiden, bauten die Sowjets die Hurricane-Jagdflugzeuge auseinander und vergruben sie. So konnten sie die Flugzeuge als zerstört melden und mussten nicht für die Kosten aufkommen. So geschehen bei den jetzt in der Ukraine gefundenen Hurricanes, aus denen alle nützlichen Instrumente, Waffen und Metalle entfernt wurden.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Instagram, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Mitarbeiter des Nationalen Luftfahrtmuseums der Ukraine graben die Flugzeugwracks seit ihrer Entdeckung Anfang des Jahres sorgfältig per Hand aus, um sie später zusammenzusetzen und nach dem Kriegsende im Museum auszustellen.

Lesen Sie auch: Ukraine-Krieg – Leichen deutscher Soldaten aufgetaucht

Hurricane-Jagdflugzeug: Ikone des britischen Widerstands

Die Hawker Hurricane war eines der wichtigsten Jagdflugzeuge der britischen Royal Air Force (RAF) während des Zweiten Weltkriegs. Jagdpiloten schossen mit Flugzeugen dieses Typs mehr als die Hälfte der deutschen Angreifer während der Luftschlacht um England ab. Neben der Spitfire gilt die Maschine als das Symbol britischen Widerstands gegen Nazi-Deutschland schlechthin.

Das Hurricane-Jagdflugzeug war das Rückrat der britischen Royal Air Force. Acht Stück von ihnen wurden vor kurzem in der Ukraine bei einer Bombenentschärfung ausgegraben.
Das Hurricane-Jagdflugzeug war das Rückrat der britischen Royal Air Force. Acht Stück von ihnen wurden vor kurzem in der Ukraine bei einer Bombenentschärfung ausgegraben. © Howard Cheng/istockphoto

Die Hurricane wurde 1937 in die britische Luftwaffe aufgenommen und seit dem Kriegsbeginn 1939 bis zum Kriegsende eingesetzt. Bis 1944 wurden insgesamt um die 14.000 Stück produziert. Heute gibt es auf der ganzen Welt nur noch 14 flugfähige Hurricanes. (os)