Sydney. Nach dem schweren Erdrutsch in Papua-Neuguinea konnten Helfer zwei Überlebende bergen. Rund 2000 Menschen gelten weiter als vermisst.

Hoffnung inmitten der Tragödie: Lokale Medien in Papua-Neuguinea berichten, dass es trotz der großen Verwüstung, die ein Erdrutsch am frühen Freitagmorgen im Hochland Inselstaates ausgelöst hat, zwei Überlebende gebe. Die Helfer, die sich mit Schaufeln und bloßen Händen durch bis zu acht Meter hohe Erd- und Geröllmassen graben müssen, sollen ein Paar lebend aus den Trümmern geborgen haben. Ihr Haus soll sich am Rande des betroffenen Gebietes befinden, in dem nach neusten Erkenntnissen rund 2000 Menschen ums Leben gekommen sein könnten.

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Laut des lokalen Senders NBC hatten Rettungskräfte ihre Hilferufe gehört. Sie seien sehr dankbar, sagten die Eheleute gegenüber dem lokalen Medium, das die Agentur Reuters zitierte. Ihre Rettung bezeichnete das Paar als ein Wunder. „Wir danken Gott, dass er in diesem Moment unser Leben gerettet hat“, sagte Jacklyn Yandam. „Wir waren uns sicher, dass wir sterben würden, aber die großen Steine ​​haben uns nicht zerquetscht.“ Derweil berichtet das lokale Nachrichtenmedium „Post Courier“, wie ein Vater versucht habe, seine zwei Kinder zu retten und dabei gemeinsam mit ihnen verschüttet wurde. Die Mutter scheint die einzige Überlebende der Familie zu sein.

Papua-Neuguinea: Tausende nach Erdrutsch vermisst

Die Verzweiflung vor Ort ist groß: So schickte der lokale Anwalt Andrew Ruing dem australischen Sender ABC ein Video vom Unglücksort, in dem zu sehen ist, wie Männer versuchen, mit rudimentären Instrumenten durch die Trümmer zu graben. „Während wir sprechen, liegen dort weitere 300 Menschen begraben. Die Jungs kämpfen“, sagte er dem Sender. „Sie benutzen keine Bulldozer oder ähnliches – sie versuchen, große Steine ​​mit Stöcken zu entfernen.“ Das Land brauche wirklich Hilfe.

Die vielen Helfer, die nach dem Erdrutsch in den Trümmern nach Vermissten suchen, müssen sich mit einfachsten Werkzeugen behelfen.
Die vielen Helfer, die nach dem Erdrutsch in den Trümmern nach Vermissten suchen, müssen sich mit einfachsten Werkzeugen behelfen. © DPA Images | Mohamud Omer

Laut lokaler Medienberichte ereignete sich die Tragödie in dem nördlich von Australien gelegenen Inselstaat wohl gegen 3 Uhr am Freitagmorgen, als die meisten Menschen in ihren Häusern waren und schliefen. Kurz nach dem Unglück war zunächst noch die Rede von rund 100 Toten gewesen, doch am Sonntag wurden die Zahlen drastisch nach oben korrigiert. Laut der UN-Organisation für Migration (IOM) könnten mindestens 670 Menschen ihr Leben verloren haben. Der „Post Courier“ schrieb am Montag dann jedoch, dass 2000 der insgesamt 3000 Dorfbewohner vermisst seien. Auch die Katastrophenschutzbehörde des Landes sprach in einem Brief an die UN von „mehr als 2000 Menschen“, die unter den Trümmern begraben sein könnten, wie ABC berichtete.

Stammeskämpfe gefährden Bergungsarbeiten

Auch mehrere Tage nach dem Unglück ist die Situation nach wie vor gefährlich. Erst am Sonntag berichtete Serhan Aktoprak, IOM-Ansprechpartner in Papua-Neuguinea, der ABC, wie er mit Kollegen vor Ort gesprochen habe, die sich in genau diesem Moment selbst in Sicherheit bringen mussten, weil „ununterbrochen Steine ​​herabfallen und das Land weiter abrutscht“. Sämtliche umliegende Häuser mussten aufgrund der Gefahr evakuiert werden. Mehr als tausend weitere Menschen haben ihr Zuhause verloren. Zudem wurden Gesundheitszentren, eine Tankstelle, eine Schule und ein Gästehaus unter den Erd- und Geröllmassen begraben.

Die Bergungs- und Rettungsarbeiten gestalten sich schwierig, da die Region schwer erreichbar ist. Es gibt nur eine größere Straße in die Provinz Enga und anscheinend ist auch diese in Teilen verschüttet. Zudem ist Papua-Neuguineas Hochland eine hochgefährliche Region. Bei Stammeskämpfen kommt es regelmäßig zu Toten. Erst am Samstag kamen acht Einheimische bei Kämpfen zwischen zwei rivalisierenden Clans ums Leben, rund 30 Häuser und mehrere Geschäfte wurden niedergebrannt. Anfang des Jahres kam es in der Region zu einem regelrechten Massaker mit Dutzenden Toten. Die Rettungstrupps hoffen jedoch, dass die verfeindeten Stämme Hilfskonvois in die betroffene Region nicht angreifen werden.

Australien sichert Hilfe zu

Australiens Premierminister Anthony Albanese schrieb am Wochenende auf der Plattform X, alle Australier würden nach dem schrecklichen Erdrutsch um ihre „Brüder und Schwestern in Papua-Neuguinea trauern“. Er sprach den Betroffenen sein tiefstes Beileid aus und betonte: „Australien ist bereit zu helfen.“

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Am Montag bestätigte der australische Verteidigungsminister Richard Marles gegenüber ABC Radio dann, es bereits Gespräche mit Papua-Neuguinea über die benötigten Hilfen. Australien verfüge über Kapazitäten, um Menschen dorthin zu fliegen, und es gebe möglicherweise noch andere Ausrüstung, die für die Suche und Rettung eingesetzt werden könnte. All dies werde gerade vor dem Hintergrund besprochen, dass sich das Unglück „in einem sehr abgelegenen Teil des Landes ereignet“ habe.