Wolfsburg. Der VfL-Trainer findet die Bundesliga-Regelung nicht gut. Gegen Darmstadt zwingt sie ihn zu Umstellungen. Auch Arnold ist gefährdet.

Fünf gelbe Karten in 34 Saisonspielen – das ist eigentlich nicht viel. Gerade Innenverteidiger kommen in der Fußball-Bundesliga deshalb selten einmal ohne Sperre über die Runden. Die Regelung ist der Grund dafür, dass beim VfL Wolfsburg in den vergangenen Wochen immer wieder neue Abwehrformationen auf dem Feld standen. In seinen ersten fünf Partien musste VfL-Chefcoach Ralph Hasenhüttl die hinterste Reihe mehrfach umbauen. So ist es auch wieder am Samstag, wenn Schlusslicht SV Darmstadt 98 zu Gast ist (15.30 Uhr, Volkswagen-Arena). Auch deshalb kritisiert der Trainer die in Deutschland geltende Regel.

„In dieser Phase der Saison ist es meistens so, dass du einen Spieler wegen einer fünften gelben Karte verlierst, was ich ein bisschen harsch finde“, erklärte Hasenhüttl vor der Partie, in der er auf Sebastiaan Bornauw verzichten muss, der in Freiburg seine fünfte Verwarnung sah. Der Belgier war lange Zeit weitgehend unbelastet, hatte unter Ex-Coach Niko Kovac auch oft nicht gespielt. Unter Hasenhüttl änderte sich nicht nur der Status des 25-Jährigen, der zum Abwehrorganisator aufstieg. Auch Bornauws Kartenbilanz nahm andere Formen an. Vier Verwarnungen in den fünf Begegnungen unter dem neuen Wolfsburg-Trainer sorgten nun für die Sperre gegen Darmstadt.

Gelbsperren-Regelung in der Bundesliga ist nicht unumstritten

Über die Gelbsperren-Regelung in der Bundesliga lässt sich trefflich streiten. Warum sollte ein Verein davon profitieren, wenn beim Gegner ein wichtiger Akteur gesperrt fehlt? Schließlich hat die gelbe oder rote Karte ja der Gegner am Wochenende zuvor provoziert. Was zu der Frage führt: Welchen Einfluss auf die Personalsituation der Mannschaften hat der Spielplan?

Auch die Frage von strategisch eingesetzten Fouls ist relevant und war sogar schon Gegenstand von wissenschaftlichen Studien. So haben Sportökonomen der Universitäten Bamberg, Bielefeld und Hagen nachgewiesen, dass sich Spieler Karten bewusst einhandeln, um in einem als weniger wichtig erachteten Spiel zu fehlen und einer möglichen Sperre in einem später folgenden Topduell zu entgehen. Beim VfL könnte das bedeuten: Der mit neun gelben Karten kurz vor einer Sperre stehende Maximilian Arnold könnte sich gegen Darmstadt eine Verwarnung abholen. Der Kapitän wäre dann beim Gastspiel beim FC Bayern gesperrt, wo die Aussichten auf einen Erfolg geringer sind. Dafür wäre er dann wieder am letzten Heimspiel gegen Mainz einsatzbereit.

Beim VfL Wolfsburg sind aktuell drei Spieler von einer Gelbsperre bedroht

Allerdings sind aktuell auch Ridle Baku und Kevin Paredes, die jeweils vier gelbe Karten auf dem Konto haben, von Sperren bedroht. Aber immerhin dürfte es jetzt keinen weiteren Wolfsburger Innenverteidiger treffen. Cedric Zesiger und Moritz Jenz haben ihre fünfte gelbe Karte bereits gesehen und müssen keine weitere Pause befürchten. Maxence Lacroix steht erst bei zwei Verwarnungen und ist in der laufenden Serie somit auch nicht mehr gefährdet. Bei dem Franzosen schwingt eher die Befürchtung mit, dass er nochmal vom Platz fliegt und deshalb gesperrt ist – so wie es ihm in dieser Spielzeit bereits dreimal passiert ist.

So könnte der VfL gegen Darmstadt spielen.
So könnte der VfL gegen Darmstadt spielen. © FMN | Jürgen Runo

Lacroix ist es auch, der den VfL in der Fairnesstabelle nach ganz unten reißt. In dieser Statistik sind die Wolfsburger Schlusslicht hinter Mainz. Die 05er wie auch der Drittletzte Bochum haben zwar mehr gelbe Karten als der VfL auf ihrem Konto. Dafür sind ihnen die Wolfsburger bei den Platzverweisen ein ganzes Stück voraus. Woran die Kartenflut beim VfL liegt, wo der Kader doch aus zahlreichen Profis mit großen spielerischen Fertigkeiten besteht? Ein Grund könnte mangelnde Cleverness sein, was zu einer weiteren Statistik führt: Das VfL-Team ist das viertjüngste der Liga. Eine mögliche Erklärung, die jedoch keine Gültigkeit für Gelb-Spitzenreiter Arnold hat. Der Routinier ist vor allem aufgrund seiner kämpferischen Spielweise auf der Sechser-Position gefährdet.

Wolfsburgs Trainer Hasenhüttl findet die Regel in der englischen Premier League besser

Hasenhüttl jedenfalls würde sich wünschen, dass es in der Bundesliga künftig eine Novellierung des Regelwerks gibt. Seine Zeit in der Premier League hat ihn Gefallen an der dortigen Regelung finden lassen. In England wird ein Spieler für ein Spiel gesperrt, wenn er ab Saisonstart fünf gelbe Karten bis zum 31. Dezember sieht. Nur wenn ein Profi bis zum zweiten Sonntag im April zehn gelbe Karten sieht, wird er gesperrt – dann aber gleich für zwei Partien.

Für die Begegnung gegen die Lilien muss Hasenhüttl nun erstmal damit leben, dass wieder eine neue Formation verteidigt. Gut möglich, dass der in Freiburg zur Pause gekommene Joakim Maehle in die Startformation zurückkehrt. Der Däne hatte bereits im März in Leverkusen gelbgesperrt aussetzen müssen.

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