Andreas Lehmberg (SPD) und Patrick Schmidt (parteilos) wollen Bürgermeister in Bad Grund werden. Im Interview stellen sie sich Fragen unserer Redaktion

Am Sonntag, 9. Juni, findet nicht nur die wichtige Europawahl statt. Am selben Tag können die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Bad Grund auch ihren neuen Bürgermeister für die Gemeinde wählen. Nach über 20 Jahren ist Harald Dietzmann aus gesundheitlichen Gründen in den vorzeitigen Ruhestand eingetreten (wir berichteten). In einem Interview haben Patrick Schmidt (parteilos) aus Badenhausen und Andreas Lehmberg (SPD) aus der Bergstadt Bad Grund die Fragen unserer Redaktion zu den wichtigen Themen in der Gemeinde beantwortet - hier aufgeführt in alphabetischer Reihenfolge.

Bürgermeister-Kandidat Andreas Lehmberg (SPD) im Interview

Wahlplakat von Andreas Lehmberg.
Wahlplakat von Andreas Lehmberg. © FMN | Herma Niemann

Was hat Sie dazu bewegt, als Bürgermeister zu kandidieren?

Ich fühle mich unserer Gemeinde verbunden und bin motiviert, sie voranzubringen. Zur Kandidatur habe ich mich nach intensiver Überlegung und mehreren Gesprächen entschlossen. Ich bin überzeugt, dass ich mit meiner Ausbildung, beruflichen Erfahrung und meinem Netzwerk wichtige Voraussetzungen für das Bürgermeisteramt mitbringe.

Wo sehen Sie derzeit den größten Handlungsbedarf in der Gemeinde Bad Grund?

Vorrangig sind die Finanzen zu stabilisieren. Sie sind der Schlüssel für unsere Gestaltungskraft. Nur mit soliden Finanzen können wir Straßen sanieren, Kinderbetreuung anbieten und unsere Verwaltung zu einem attraktiven Arbeitgeber machen. Durch den Ausbau bestehender Betriebe, Neuansiedlungen und damit verbundener Zuzüge können wir die finanziellen Grundlagen hierfür schaffen, indem wir mehr direkte und indirekte Einnahmen erzielen.

Was läuft bisher in der Gemeinde Bad Grund gut?

Die politischen Parteien gehen fair miteinander um und das Klima zwischen Verwaltung und Politik ist geprägt von Sachlichkeit und Kooperation. Die Gemeinde hat solide gewirtschaftet. Die derzeitige Finanzlage ist vor allem äußeren Faktoren (Energiepreise, Lohnkosten, Zinslage) geschuldet. Ohne die umsichtige Finanzplanung der vergangenen Jahre wäre die Gemeinde in einer deutlich schwierigeren Lage.

Im vergangenen Jahr wurden bereits die Realsteuern erhöht. Werden noch weitere Steuererhöhungen oder Gebührenerhöhungen auf die Einwohner zukommen?

Die Realsteuern wurden 2023 erstmals nach vielen Jahren erhöht. Selbst danach liegen sie in Bad Grund unter dem Durchschnitt im Altkreis Osterode. Auch die Gebühren für Wasser und Abwasser wurden in den letzten Jahren nur leicht angepasst. Diese zurückhaltende Politik möchte ich fortsetzen, um Belastungen für Einwohnerinnen und Einwohner so gering wie möglich zu halten.

Die Gemeindestraßen sind in einem katastrophalen Zustand. Haben Sie eine Lösung für das Problem?

Die angespannte Finanzlage lässt keine schnelle Lösung zu. Ich wollte auf die finanzielle Beteiligung der Anwohner verzichten, da ich Straßenausbaubeiträge für sozial unausgewogen halte.

Allerdings führte eine Abschaffung durch die Gemeinde dazu, dass wir gar nicht mehr in den Straßenausbau investieren könnten.

Daher ist der bereits eingeschlagene Weg pragmatisch, Straßen nur im Zusammenhang mit umfangreichen Sanierungen des Versorgungsnetzes zu sanieren. Vor allem da die Gemeinde darauf achtet, dass Fördermittel einfließen, um die Anwohnerbeiträge möglichst gering zu halten. Auf Dauer möchte ich langfristige Einnahmen für die Gemeinde erzielen, damit solche Beiträge nicht mehr nötig sind.

Was ist Ihnen eine Herzensangelegenheit, die Sie als Bürgermeister als Erstes umsetzen werden?

Ich habe in den letzten Jahren festgestellt, welchen Stellenwert das Ehrenamt für den Zusammenhalt der Gemeinde und der Ortsteile hat. Vor einigen Tagen haben mich mehrere Vereinsvorsitzende aus Eisdorf auf das bevorstehende Fest zum 500-jährigen Bergfreiheitsjubiläum angesprochen. Sie haben sich gefreut, sich einbringen zu können und dies als Anfang für ein stärkeres, ortsübergreifendes Miteinander gesehen. Als Bürgermeister werde ich dafür sorgen, dass dieser gemeinsame Geist zukünftig gestärkt wird.

Ich freue mich auf das Bürgermeisteramt weil…

es mir eine Ehre ist, die Gemeinde Bad Grund und ihre Ortsteile zu repräsentieren, andere für unsere Kommune zu begeistern und dabei mit vielen engagierten Menschen zusammenzuarbeiten.

Vita Andreas Lehmberg

Andreas Lehmberg wurde 1979 in Bad Gandersheim geboren und lebt seit 1985 (mit einer Unterbrechung während des Studiums) in Bad Grund. Lehmberg ist verheiratet, hat zwei Kinder.

Ausbildung und Werdegang

1999 Abitur am Gymnasium Osterode

1999 - 2000 Zivildienst beim Diakonischen Werk des Kirchenkreises Clausthal Zellerfeld

2000 - 2007 Studium der Geografie an der Justus-Liebig-Universität Gießen, der University of Ulster in Coleraine

(Nordirland) sowie der Westfälischen-Wilhelms-Universität Münster (Abschluss: Diplom)

2007 - 2012 Projektmanager beim Harzer Tourismusverband

Seit 2012 stellvertretender Geschäftsführer des Harzer Tourismusverbandes

Ehrenamtliches Engagement

Organisation und Regie der Walpurgis-Veranstaltung am Hübichenstein, Vorstandsmitglied des ZukunftsBergstadt e.V. (seit Gründung), Beisitzer im Vorstand des SPD-Ortsvereins Bad Grund, Mitgliedschaft in weiteren Vereinen

Kommunalpolitisches Engagement

Mitglied im Rat der Gemeinde Bad Grund, Mitglied im Ortsrat Bergstadt Bad Grund, Vorsitzender des Ausschusses für Jugend, Soziales, Kultur und Tourismus des Rates der Gemeinde Bad Grund

Hobbys

Wandern, Trailrunning, Mountainbiking, Reisen, Natur-Fotografie, Lesen (Thriller, Fantasy, Science-Fiction)

Eine ausführliche Vorstellung gibt es bei www.andreas-lehmberg.de/ueber-mich/ sowie in der aktuellen Folge des Podcasts „GRUNDrauschen, auf seiner Webseite, bei Spotify, Apple, Google, Amazon, Youtube oder unter https://kurzlinks.de/Lehmberg-stellt-sich-vor

Bürgermeister-Kandidat Patrick Schmidt (parteilos) im Interview

Wahlplakat von Patrick Schmidt.
Wahlplakat von Patrick Schmidt. © FMN | Herma Niemann

Was hat sie dazu bewegt als Bürgermeister zu kandidieren?

Bereits bei der Direktwahl 2021 trat ich an, um Bürgermeister zu werden, und scheiterte knapp am Amtsinhaber Dietzmann. Mir ist es ein wichtiges Anliegen, die Eigenständigkeit und damit Handlungs- und Zukunftsfähigkeit unserer Gemeinde sicherzustellen. Bereits seit mehr als 18 Jahren bin ich aktiver Teil des politischen und gesellschaftlichen Geschehens. Ich bringe Kompetenzen beruflicher, politischer sowie menschlicher Natur mit, um gemeinsam mit den zahlreichen engagierten Menschen vieles Gutes anzugehen, Bedenkliches zu reflektieren und Identität zu bewahren.

Wo sehen Sie derzeit den größten Handlungsbedarf in der Gemeinde Bad Grund?

Das Freizeitangebot für Kinder und Jugendliche ist ausbaufähig. Hier möchte ich sinnvolle Gestaltungsmöglichkeiten realisieren. Zudem muss die Verwaltung nach langer Ausfallzeit durch den neuen Bürgermeister wieder Unterstützung erfahren und das Wissen der ausscheidenden Fachbereichsleiter muss bei der Nachbesetzung dieser Stellen gesichert werden.

Was läuft bisher in der Gemeinde Bad Grund gut?

Ohne das Ehrenamt wären wir aufgeschmissen. Zu nennen ist eine beachtliche Feuerwehrstruktur. Ebenso die Vereins- und Verbände-Landschaft, die den sportlichen Ehrgeiz fordert, Traditionen und Geschichte sowie Kultur und Identität am Leben erhält, Menschen generationsübergreifend zusammenbringt und so das soziale Miteinander fördert.

Werden noch weitere Realsteuererhöhungen oder Gebührenerhöhungen in diesem Jahr auf die Einwohner zukommen?

Bereits der letzten Steuererhöhung habe ich nicht meine Zustimmung gegeben. Die Vorgabe für mich ist klar, dass die laufende Grundsteuerreform aufkommensneutral gestaltet werden muss. So wäre der Ansatz, dass die Hebesätze im Falle eines Überschusses reduziert werden. Auch der Wirtschaftsstandort muss gefördert werden. Dazu gehört ein faires und gleichbleibendes Gewerbesteuerniveau.

Die Gemeindestraßen sind in einem katastrophalen Zustand. Haben Sie eine Lösung für das Problem?

Das Thema hat mich seinerzeit in die Politik gebracht. Die Anlieger-Belastung beim Straßenausbau ist nicht tragbar. Das Modell ist veraltet und ich setze mich dafür ein, dass von höheren politischen Ebenen ein verbessertes Konzept der finanziellen Unterstützung für den kommunalen Straßenausbau zugesagt werden wird.

Was ist Ihnen eine Herzensangelegenheit, die Sie als Bürgermeister als Erstes umsetzen werden?

Die Kitas und Grundschulen genießen einen besonderen Fokus für mich. Hier müssen wir die Qualität und Quantität vorhalten, um (früh-)kindliche Bildung zu leben und das Betreuungsangebot dahingehend ausweiten, dass es Familien in ihrem Alltag bedarfsgerechte und verlässliche Unterstützung bietet. Ebenso muss die Verkehrssicherheit auf den Wegen dahin verbessert werden. Konkreten baulichen Bedarf gibt es momentan in der Kita der Bergstadt Bad Grund. Hier möchte ich eine zeitnahe Umsetzung voranbringen.

Ich freue mich auf das Bürgermeisteramt, weil ...

ich so viel Potenzial in der Entwicklung unserer Gemeinde sehe, sodass wir wieder wachsen und unsere Attraktivität weiter steigern werden. Sind die Herausforderungen auch groß, werden wir diese gemeinsam, orts- und fraktionsübergreifend meistern. Es gibt hier so viele engagierte Menschen im Haupt- und Ehrenamt, die etwas bewegen wollen. Ich möchte mehr Brücken bauen, um das Ehrenamt besser zu unterstützen. Mit Leidenschaft und Einsatz werde ich dazu beitragen, um für viele Amtszeiten der parteilose Bürgermeister für uns alle sein zu dürfen.

Vita Patrick Schmidt

Patrick Schmidt wurde 1990 in Osterode am Harz geboren, wohnte seitdem in Windhausen und seit 2021 in Badenhausen. Schmidt ist verheiratet, die beiden erwarten ihr erstes gemeinsames Kind

Hobbys

In der Freizeit geht er sportlichen Aktivitäten über Fitness und Fussball sowie Wandern nach; zudem verwirklicht er sich gern in Projekten rund um Haus und Garten

Kommunalpolitisch aktiv seit über 18 Jahren

Lieblingszitat: „Politik ist nicht nur Denksport, sondern Politik ist auch Handeln“ (Helmut Schmidt)

Ausbildung und Werdegang

2010 Abitur am Tilman-Riemenschneider-Gymnasium Osterode

2010 Zivildienstleistender bei den Harz-Weser-Werken Osterode

2011 Ausbildung zum Industriekaufmann bei der Firma Piller Group GmbH mit anschließender Anstellung als Einkaufssachbearbeiter

2014 Studium Wirtschaftsingenieurwesen (Bachelor of Science) an der Technischen Universität Clausthal.

Noch während des Studiums: Projektassistent zur Aufarbeitung und Betreuung von Projekten aus den Bereichen Digitalisierung, Energieversorgung, Gebäudemanagement, Hoch- und Tiefbaumaßnahmen, Infrastruktur

Aktuell

Als Wirtschaftsingenieur Technischer Einkäufer bei der Firma Piller Group GmbH in Osterode

Mehr Infos unter www.patrickschmidt-bm.de

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