Berlin. Die Phlegräischen Felder sind schon seit Jahren ein Unruheherd. Eine Studie der Uni Mailand kommt jetzt zu einem bedrohlichen Schluss.

Der Supervulkan bei Neapel hält die italienische Bevölkerung noch immer in Atem. Seit einigen Wochen wird die Region um die sogenannten Phlegräischen Felder westlich der italienischen Metropole immer wieder von Schicksalsnachrichten ereilt. Erst am 20. Mai traten die schwersten Erdbeben der vergangenen 40 Jahre auf. Einige Familien mussten sogar wegen Einsturzgefahr ihre Häuser verlassen.

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Die Angst vor einem Vulkanausbruch wächst. Zurecht? Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Nationalen Instituts für Geophysik und Vulkanologie (INGV) haben jetzt gemeinsam mit der Universität Mailand untersucht, wie sich die potenzielle Gefahr vor Ort seit 1982 verändert hat.

Dabei kamen die Experten zu dem Schluss, dass sich in vergleichsweise geringer Tiefe unter der Erdoberfläche Magma befindet. Diese Magmakammer, also ein Hohlraum in der Erdkruste, liegt rund fünf Kilometer tief – ein erstes Anzeichen dafür, dass der Vulkan in nicht allzu ferner Zukunft ausbrechen könnte. Weitere Symptome eines bevorstehenden Ausbruchs sind auch der signifikante Anstieg der Erdbebentätigkeit, Gas-Ausstöße aus dem Boden und spontane Erhebungen im Boden.

Vulkanausbruch in Italien: Forscher nehmen Magma-Bewegung unter die Lupe

Für die Untersuchung setzten die italienischen Forscher eine neuartige, vierdimensionale Tomographie-Technologie ein. So konnten die Wissenschaftler die Aktivität der Vulkane und den angeschlossenen Magmenkammern in den vergangenen rund 40 Jahren analysieren. Besonders ein Fakt war dabei interessant: Das in der Erdschicht enthaltene Magma wurde kontinuierlich in höhergelegene Magmenkammern „hochgeschoben“.

Nach dem Erdbeben bei Neapel mussten einige Bewohner ihre Häuser wegen Einsturzgefahr verlassen.
Nach dem Erdbeben bei Neapel mussten einige Bewohner ihre Häuser wegen Einsturzgefahr verlassen. © DPA Images | napolipress

Dieser Anstieg begann den Forschern zufolge bereits 2019 und hält noch immer an. Eine ähnliche Situation hatte sich schon einmal in den Jahren 1982 bis 1984 abgezeichnet, als sich die Erde an verschiedenen Stellen in der Region um fast zwei Meter erhob, später allerdings wieder abgesenkt hatte.

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Grund genug für die Forscher, das weitere Geschehen genau unter die Lupe zu nehmen. Sie schreiben in ihrer Studie: „Veränderungen im Zusammenhang mit dem Magmaaufstieg schnell zu verfolgen, ist von entscheidender Bedeutung für die Vorhersage und Modellierung, wie sich unruhige Calderen (Vulkankessel wie bei den Phlegräischen Feldern, Anm. d. Red.) entwickeln und zu Ausbrüchen neigen können.“

Supervulkan bei Neapel: Steht der Ausbruch kurz bevor?

Dank der neuen 4D-Technologie sollen die jetzt aufgetretenen Auffälligkeiten bestmöglich untersucht werden. „Vorübergehende Änderungen der Parameter zeigen, dass die Calderen von Campi Flegrei eine mehrphasige Unruhe erleben, bei der sowohl ein tiefes Hauptmagma-Reservoir als auch das darüber liegende Rohrleitungssystem neu aufgeladen werden.“ Das Problem: Nach einer gewissen Zeit sind die Reservoirs, also die Magmenkammern, schlichtweg voll – das Magma sucht sich einen Weg nach oben und bricht aus.

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Sollte die Erdkruste in Italien durch die anhaltenden Erdbeben geschädigt werden, könnten sich Risse bilden. Durch sie kann das Magma leichter an die Erdoberfläche gelangen. Wie akut die Situation derzeit aber wirklich ist, ist derzeit noch Gegenstand verschiedener Studien und Untersuchungen.