Rom. Mit einer Übung sollte der Ernstfall am Supervulkan bei Neapel geprobt werden – ein Reinfall. Jetzt wollen die Behörden durchgreifen.

Man würde meinen, die Angst sitzt vielen Bürger von Pozzuoli noch in den Knochen: Nach dem schweren Erdbeben im Mai weisen mehrere Gebäude tiefe Risse auf. Doch trotz der allgegenwärtigen Gefahr von Beben im Gebiet der Phlegräischen Felder, hat der örtliche Zivilschutz Mühe, die Anwohner für den Ernstfall zu sensibilisieren. Bei einer Übung, die die Behörden am Mittwoch in Pozzuoli veranstalteten, beteiligten sich lediglich 30 Bürgerinnen und Bürger.

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Das Szenario: ein Erdbeben der Stärke 4,4, wie es im Mai in der Region um den Supervulkan gemessen wurde. Einheimische konnten sich für die Übung freiwillig melden, doch weniger als gedacht folgten dem Aufruf. Zivilschutz-Chef Fabrizio Curcio konnte seine Enttäuschung über die niedrige Beteiligung in der 81.000 Einwohner-Stadt nicht verbergen: „Wir müssen die Bevölkerung besser über die Bedeutung dieser Übungen informieren.“

Dies werde künftig mit Informationskampagnen erfolgen, versicherte Curcio nach dem Test gegenüber lokalen Medien. Er bedauerte, dass viele Bewohner Pozzuolis sich, während die Übung im Gange war, lieber am Strand sonnten und im Meer Erfrischung suchten.

Evakuierung am Supervulkan: „Reale Szenarien, die sich bald ereignen können“

Bei der Übung sollte auch die Aktivierung der Kriseneinheiten des Katastrophenschutzes erprobt werden. Die teilnehmenden Zivilisten wurden über die Orte informiert, an denen die Behörden im Ernstfall die Evakuierung per Bus und Bahn organisieren würden. Wissen, das im Ernstfall Leben retten kann, wie Italo Giulivo, Generaldirektor des Zivilschutzes in der Region Kampanien, kommentierte: „Wenn man in einem Gebiet lebt, das Risiken ausgesetzt ist, muss man die Notstandspläne kennen, die in bestimmten Situationen den Unterschied machen können.“

Bei der Übung in Pozzuoli bei Neapel wurden Anwohner über die Fluchtwege im Falle eines Erdbebens informiert.
Bei der Übung in Pozzuoli bei Neapel wurden Anwohner über die Fluchtwege im Falle eines Erdbebens informiert. © picture alliance / ZUMAPRESS.com | IPA

Die Rede sei von „realen Szenarien, die sich bald ereignen könnten“, so Giulivo weiter. „Wir wissen, dass wir in Italien in Sachen Vorbeugung sehr im Rückstand sind“, gestand er ein, „aber als Zivilschutz haben wir die Pflicht, Pläne zu erstellen und sie durch Übungen zu testen.“

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Eine weitere Übung soll im Oktober stattfinden. Dabei soll ein noch anspruchsvollerer Evakuierungsplan getestet werden – und zwar für den Fall, dass in der Gegend der Supervulkan ausbricht, der sich auf einem 150 Quadratkilometer großen Areal erstreckt und direkt am Stadtrand von Neapel beginnt. „Unsere Hoffnung ist, dass im Oktober eine deutlich höhere Anzahl von Einwohnern an der Übung teilnehmen wird“, sagte Zivilschutz-Chef Curcio. Ratschläge seitens der Bevölkerung, um die Evakuierung auf effiziente Weise zu organisieren, seien für die Behörden zentral.